Fischlexikon: Meerwasseraquarien - das "Berliner System"


Übersicht

Das "Berliner System" ist die Bezeichnung einer Methode, mit der Riffaquarien betrieben werden. Im Unterschied zu den vorher üblichen Methoden, bei denen reine Fischaquarien mit toten Korallenstöcken dekorierten wurden, und die keine oder nur wenige wirbellosen Tiere enthielten, ermöglicht das "Berliner System" die Aquarienhaltung von Steinkorallen.

Entwickelt wurde dieses System von dem Aquarianer Peter Wilkens und einer Gruppe Meerwasseraquarianer aus Berlin.

Komponenten des "Berliner Systems"

Steinkorallen

Steinkorallen (Caulastera furcata)

  • Zu diesem System gehört ein Aquarium mit Oberflächenabzug und Unterbecken
  • Viele schädliche Stoffe sammeln sich an der Wasseroberfläche
  • Das Wasser fällt durch ein Rohr, das bis zur Wasseroberfläche reicht, in ein zweites kleineres Becken, welches sich im Aquarienschrank befindet.
  • Danach durchläuft es weitere verschiedene Kammern in denen sich weitere technische Geräte wie Abschäumer und Kalkreaktor befinden
  • Zum Schluss wird es durch eine Förderpumpe wieder zurück in das Aquarium gepumpt.
  • Zur Entfernung giftiger Eiweißverbindungen dient als wichtigstes Gerät der Eiweißabschäumer, der sich im Unterbecken befindet
  • Bei richtiger Einstellung werden damit etwa 80 bis 95 Prozent aller Eiweiße aus dem Wasser entfernt, bevor sie biologisch abgebaut werden
  • Lebende Steine: Dabei handelt es sich um poröses, natürliches Kalkgestein aus Korallenriffen, welches herausgebrochen und feucht verschickt wird. Lebende Steine wurden von Steinkorallen aufgebaut und enthalten noch eine große Vielfalt von Lebewesen wie Kalkalgen, Würmer, winzige Schnecken und Krebstiere. Am wichtigsten sind jedoch die darin enthaltenen Bakterien. In den äußeren Bereichen der Steine, in denen durch das langsam hindurchdiffundierende Aquarienwasser noch Sauerstoff vorhanden ist, wird Ammoniak, Ammonium und Nitrit abgebaut (Nitrifikation). Im Innern der Steine, in dem sauerstoffarme Verhältnisse herrschen, wird Nitrat abgebaut (Denitrifikation). Die Lebenden Steine dienen so als biologischer Filter. Da sie sehr teuer sind, richtet man das Aquarium heute nur noch zu einem Drittel mit Lebenden Steinen ein, der Rest wird mit anderem porösem Kalkgestein dekoriert. Ist dieses Kalkgestein ausreichend porös, so wird es im Laufe der Zeit ebenfalls durch Bakterien besiedelt und funktioniert dann als Lebender Stein.
  • Eine gelegentliche Filterung über Aktivkohle ist notwendig. Sie entfernt Phenole und Gelbstoffe, die durch den Stoffwechsel der Bakterien entstehen.
  • Das "Berliner System" benötigt eine starke Beleuchtung mit Quecksilberdampflampen (HQI), optional mit blauen T5- oder T8-Leuchten (wobei T8 eigentlich schon überholt ist) kombiniert, oder eine reine Beleuchtung mit modernen T5-Leuchten.
  • Es wird eine starke Wasserbewegung benötigt: dafür werden neben der Förderpumpe des Unterbeckens zusätzliche Strömungspumpen eingesetzt. Das Aquarienwasser sollte mindestens 10 x in der Stunde komplett umgewälzt werden. Die Strömung ist notwendig, damit das Wasser durch die lebenden Steine diffundiert, und damit die Stoffwechselprodukte der sessilen Korallen abtransportiert werden.
  • Notwendig ist weiterhin eine Kalziumzugabe durch Kalkwasser oder einen Kalkreaktor. Korallen und andere ein Kalkskelett besitzende Tiere verbrauchen das im Wasser gelöste Kalzium. Es muss deshalb nachträglich wieder Kalzium zugeführt werden. Es sollte ein Kalziumgehalt von etwa 420 mg/l angestrebt werden.
  • Außerdem werden beim "Berliner System" dem Wasser Spurenelemente, wie Strontium, Magnesium und Iod, zugegeben.

Im "Berliner System" wird nur wenig Bodengrund verwendet. Es ist das heute am weitesten verbreitete System für die Haltung von tropischen Meerestieren. Daneben gibt es unter anderem noch das "Schlammfilter-System", das "Jaubert-System", die "Zeolith-Methode", das "Algenrefugium" und das "Deep Sand Bed".


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