Fischlexikon: die Familie "Neunaugen (Petromyzontidae)"


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Neunaugen (Petromyzontidae)

Systematik

Familie:
Petromyzontidae
(Neunaugen)


Klasse:
Cyclostomata
(Rundmäuler)

Petromyzontidae (Neunaugen)

Neunaugen (Petromyzontidae) sind kiementragende fischähnliche, stammesgeschichtlich sehr basale Vertreter der Wirbeltiere (Vertebrata). Seit 500 Millionen Jahren hat sich dieses lebende Fossil kaum verändert.

Neunaugen fanden und finden auch in der Küche Verwendung, wo sie als Lampreten ähnlich wie Aal zubereitet wurden. Dies ist durch die zahlreichen Schutzbestimmungen heute kaum mehr möglich. Alle Arten von Neunaugen befinden sich auf der Roten Liste.

In Nordamerika gibt es für sie traditionell und aus ethischen Gründen („Blutsauger“) keinen Markt als Speisefisch. Außerdem sind die Tiere aufgrund ihrer Lebensweise zu stark mit Umweltgiften belastet. Sie werden mit Fallen (unter anderen auch mit künstlichen Pheromonfallen) und speziellen Giften in den Oberläufen der zufließenden Gewässer bekämpft. Da Neunaugen biologisch gesehen keine Fische sind und sich in ihrer Körperchemie stark von Fischen unterscheiden, war es möglich, Giftstoffe zu finden, die für Neunaugen, aber nicht für echte Fische giftig sind.

Der Verband Deutscher Sportfischer hat das Neunauge zum Fisch des Jahres 2012 gekürt - obwohl er kein (echter) Fisch ist!


Verbreitung

Neunaugen leben überwiegend in Küstengewässern und Süßwasser. Für mindestens eine Art, nämlich Geotria australis, wird angenommen, dass sie auch beachtliche Distanzen im offenen Meerwasser zurücklegt.

Ursache für diese Annahme ist, dass sich zwischen australischen und neuseeländischen Populationen keine isolierte Entwicklung feststellen lässt. Neunaugen finden sich in fast allen gemäßigten Zonen außer Afrika.

Sehr stark haben sich Meerneunaugen als Neozoon in den nordamerikanischen Großen Seen ausgebreitet, wo sie durch Schiffe und Kanäle eingeschleppt wurden und keine natürlichen Feinde haben. Dort sind sie zur Plage geworden und bedrohen die einheimischen Fischbestände.[


Anatomie/Merkmale

Das Neuneuge hat einen aalartigen, langgestreckten Körper, der mit einem flossenartigen Rücken- und Schwanz-
saum besetzt ist.

Neunaugen haben keine Kiefer, das rundliche Maul ist mit Hornzähnen ausgestattet und als Saugmaul ausgebildet. Sie werden je nach Art circa 20 bis 40 cm groß, im Meer bis zu 75 cm, vereinzelt auch größer. Neunaugen haben zwei Augen. Der Name Neunauge geht auf eine falsche historische Beschreibung zurück, wonach der Beobachter neben dem eigentlichen Auge auch die Nasenöffnung und die sieben seitlichen Kiemenspalten als Augen ansah (also neun "Augen" auf jeder der beiden Körperseiten).

Nach einer recht radikalen Umwandlung (Metamorphose) des Körperbaus zum erwachsenen Tier, welche meist nach 5–7 Jahren erfolgt, wandern etwa die Hälfte der Arten, die zu den Neunaugen gerechnet werden, (Meerneunauge und Flussneunauge) in das Meer, wo sie bis zu 18 Monate als Parasiten leben, gewöhnlich nahe der Küste.

Zu den Arten, bei denen dies vorkommt, zählen unter anderem die auch in Mitteleuropa verbreiteten Meer- und Flussneunaugen.

Ihre Beutetiere sind Fische, an denen sie sich festsaugen, Blut trinken und Fleischstücke herausraspeln. Durch spezielle Substanzen in ihrem Speichel hemmen sie die Blutgerinnung, weshalb bei angegriffenen Fischen keine Blutgerinnsel entstehen. Forscher versuchen, diese Substanz aus dem Speichel zu extrahieren, um sie in der Medizin einzusetzen und Blutgerinnsel aufzulösen. Größere, gesunde Fische überleben solche Angriffe meist und behalten nur typische kreisförmige Narben zurück, kleinere Arten jedoch, Jungtiere und kranke Fische können daran sterben.

Größere Neunaugen greifen vereinzelt in Küstennähe auch Menschen an und saugen deren Blut. Die Bisse sind jedoch für den Menschen nicht giftig. Nach einigen Jahren steigen die Neunaugen wiederum bis in den Oberlauf eines Fließgewässers auf, um zu laichen. Während des Rückzugs in die Süßwassergewässer bildet sich der Darm zurück. Nach dem Laichakt sterben die Tiere.

Etwa zwanzig Arten der Neunaugen sind stationäre, nicht-parasitische Süßwasserbewohner. Sie sind jeweils eng verwandt mit großen, anadrom lebenden Arten und werden deshalb auch als "Satelliten-Art" der jeweils verwand-
ten, anadromen Art genannt.

Ein Beispiel für eine solche stationäre Art ist das Bachneunauge. Die Tiere bleiben in der Nähe der Stelle, an der sie die Larvenzeit verbrachten, und laichen hier auch wieder ab. Nach der Larvenzeit nehmen sie keine Nahrung mehr zu sich. Weitere, nur im Süßwasser vorkommende Neunaugen sind das Oberitalienische Neunauge, das nur in Seitenflüssen des Po vorkommt und das nur im Einzugsgebiet der Donau vorkommende Ukrainische Bachneunauge (Eudontomyzon mariae). Bei diesen Neunaugenarten graben sich die Larven im Gewässergrund ein und ernähren sich von Kleinorganismen, die sie aus dem Wasser filtrieren. Bereits während der Umwandlung in adulte Tiere bildet sich der Darm zurück. Die Tiere laichen nur noch ab und sterben dann.

Das donauendemische Donauneunauge (Eudontomyzon danfordi) weicht von diesem Verhaltensmuster ab. Es ist die einzige europäische Neunaugenart, die an Süßwasserfischen wie Barschen und Döbeln parasitiert.

Fortpflanzung

Neunaugen laichen im Oberlauf von Bächen und Flüssen. Sie benötigen hierfür kiesige Substrate, die von kühlem, sauerstoffreichem Wasser durchströmt werden (daher kommen sie in den Tropen nicht vor). Nach dem Schlüpfen vergraben sich die noch augenlosen Larven („Querder“) in sandigen Abschnitten der Gewässersohle. Der Kopf bleibt frei und fischt feine Nahrungspartikel (Plankton) aus dem Wasser.


Systematik

Es gibt 3 Familien, 10 Gattungen und ca. 47-49 Arten:

  • Familie Geotriidae
  • Familie Mordaciidae
  • Familie Petromyzontidae
    • Unterfamilie Lampetrinae
    • Unterfamilie Petromyzontinae
      • Gattung Ichthyomyzon
      • Gattung Petromyzon

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