Fischlexikon: die Ordnung "Kugelfischartige (Tetraodontiformes)"


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Kugelfischartige (Tetraodontiformes)

Systematik

Ordnung:
Tetraodontiformes
(Kugelfischartige)

Klasse:
Osteichthyes
(Knochenfische)

Überklasse:
Gnathostomata
(Kiefermäuler)

Tetraodontiformes (Kugelfischartige)

Perlhuhn-Kugelfisch

Perlhuhn-Kugelfisch

Die Kugelfischartigen (Tetraodontiformes), auch Kugelfischähnliche oder mittlerweile veraltet Haftkiefer (Plectognathi) genannt, sind eine Ordnung der Knochenfische mit über 430 bekannten Arten.

  • Zu Ihnen gehören folgende Familien:
    • die Drückerfische (Balistidae)
    • die Feilenfische (Monacanthidae)
    • die Kofferfische (Ostraciidae)
    • die Kugelfische (Tetraodontidae)
    • die Igelfische (Diodontidae)
    • die Mondfische (Molidae)
    • sowie 3 weitere, unbekanntere Familien

Der deutsche Name Haftkiefer weist auf die verschmolzenen Zwischenkieferknochen (Praemaxillare) und Kieferknochen (Maxillare) sowie einige weitere Modifikationen des Schädels hin, die allen Arten gemein sind und nur in dieser Ordnung vorkommen.

Von den etwa 360 Arten bewohnen die meisten die Küsten tropischer Meere an Korallenriffen, einige Arten dringen auch in gemäßigte Breiten vor.


Verbreitung

Sattel-Spitzkopfkugelfisch

Sattel-Spitzkopfkugelfisch

Von den etwa 360 Arten bewohnen die meisten die Küsten tropischer Meere an Korallenriffen, einige Arten dringen auch in gemäßigte Breiten vor.

Die Mondfische, die Dreistachler sowie einige Drücker- und Kugelfische leben dagegen pelagisch im offenen Ozean.

Im Mittelmeer gibt es eine Art der Drückerfische, einen Feilenfisch, einen Igelfisch, zwei Mondfische, vier Arten Kofferfische und sieben Kugelfische.

Der Igelfisch, der Feilenfisch und die beiden Kugelfischarten sind erst in den letzten Jahrzehnten durch den Suezkanal in das Mittelmeer eingewandert (Lessepssche Migration) und leben nur im östlichen Mittelmeer, an den Küsten Israels, des Libanon und der südlichen Türkei.

An den deutschen Küsten, in Nord- und Ostsee gibt es keine ständig lebenden Kugelfischartigen. Lediglich der Mondfisch (Mola mola) stößt auf seinen Wanderungen manchmal bis in die westliche Ostsee vor.

Unter den Kugelfischen gibt es Arten, die in den Flussmündungen im Brackwasser leben; im tropischen Südamerika, in Afrika, Indien und Südostasien kommen auch 14 reine Süßwasserformen vor.


Anatomie/Merkmale

Äußere Anatomie

Orangestreifen-Drückerfisch

Orangestreifen-Drückerfisch

Fast alle Kugelfischartigen haben einen gedrungenen, hohen, rautenförmigen, rundlichen oder eckigen und steifen Körper.

Der kleinste Vertreter mit zwei Zentimetern ist der zu den Feilenfischen gehörende Rudarius minutus.

Mit einer Länge von 3,30 Metern, einer Höhe von 4 Metern und einem maximalen Gewicht von 2,3 T ist der Mondfisch (Mola mola) nicht nur der größte Kugelfischartige, sondern der schwerste Knochenfisch überhaupt.

Die Rücken- und die Afterflosse stehen einander symmetrisch gegenüber, weit hinten vor der Schwanzflosse.

Sie bilden bei den meisten Kugelfischartigen das Hauptantriebsorgan und sorgen durch wellenförmige, bei den Mondfischen durch paddelartige Bewegungen für den Vortrieb beim ("balistiformen") Schwimmen.

Die Schwanzflosse dient nur der Richtungsänderung. Bei den Mondfischen ist sie nur im Larvenstadium vorhanden und ist bei abgeschlossener Metamorphose durch einen Flossensaum am stumpf endenden Körper ersetzt.

Die Bauchflossen und dann auch die Beckenknochen fehlen bei den Kugelfischen, den Igelfischen, den Kofferfischen und den Mondfischen.

Bei den Hornfischen, Dreistachlern, Drückerfischen und Feilenfischen sind sie zu einem Flossenstachel umgewandelt. Den Angehörigen der beiden letztgenannten Familien dienen sie zusammen mit dem Drückermechanismus aus den ersten drei harten Strahlen der Rückenflosse dazu, sich in Verstecken zu verkeilen.

Die Afterflosse besitzt grundsätzlich keine Stachelstrahlen. Die Igelfische schwimmen hauptsächlich durch Undulieren ihrer breiten Brustflossen. Die immer relativ kleinen, runden oder schlitzförmigen Kiemenöffnungen liegen direkt am Brustflossenansatz. Die Verengung der Kiemenöffnung resultiert aus einer Verwachsung der Kiemenmembran mit der Haut des Rumpfes - ein weiteres Merkmal, das alle Kugelfischartigen teilen.

Das Maul ist klein und mit wenigen kleinen, harten Zähnen besetzt, die aber meist zu Zahnplatten verschmolzen sind, wodurch die Kiefer papageischnabelartigen Charakter (mit nur zwei, drei oder vier kräftigen Zahnplatten bei den Tetraodontoidea) annehmen.

Der Körper ist beschuppt (Drückerfische), schuppenlos (Kugelfische), oder die Schuppen sind in große Platten (Kofferfische) oder aufrichtbare Stacheln (Igelfische und viele Kugelfische) umgewandelt.

Viele Arten, besonders die in Korallenriffen lebenden, haben eine sehr bunte, auffallende Zeichnung und Färbung.

Innere Anatomie

Ihre Wirbelzahl ist mit höchstens 30, meist aber unter 20 die geringste aller Fische; die Kofferfische der Gattung Ostracion haben lediglich 14 Wirbel.

Wie bereits dargestellt fehlen einigen der Gruppen die Beckenknochen, die gemeinsam mit den Bauchflossen reduziert wurden. Vielen Arten fehlen auch die Rippen. Alle Kugelfischartigen mit Ausnahme der Mondfische haben eine Schwimmblase. Das Skelett der pelagischen Mondfische ist daher, um Gewicht einzusparen, nur wenig verknöchert.

Weitere Apomorphien des Schädels neben den verschmolzenen Kieferknochen sind das Fehlen der Scheitelbeins (Parietale), des Nasenbeins (Nasale), sowie von drei weiteren Schädelknochen: (Extrascapulare, Intercalare und Infraorbitale); auch das Seitenlinienorgan ist am Kopf nicht mehr vorhanden.


Systematik

Äußere Systematik

Die Kugelfischartigen gehören innerhalb der Echten Knochenfischen (Teleostei) zu den Stachelflossern (Acanthopterygii) und dort zu der großen Gruppe der Percomorpha, der Barschähnlichen.

Aufgrund des komplexen Merkmals der zusammengewachsenen Kieferknochen sowie der weiteren kennzeichnenden Merkmale (Apomorphien) ist die Monophylie des Taxons unbestritten.

Innerhalb der Percomorpha sind die Eberfische (Caproidae) und die Armflosser (Lophiiformes) wahrscheinlich die nächsten Verwandten der Kugelfischartigen. Strittig ist nur wer von beiden die unmittelbare Schwestergruppe ist oder ob ein von beiden gebildetes Taxon die Schwestergruppe der Kugelfischartigen ist.

Die früher angenommene enge Verwandtschaft mit den Doktorfischartigen (Acanthuroidei), die sich auf die Ähnlichkeit der Larven und der Drückerfische mit diesen gründete, ist wahrscheinlich auf Konvergenz zurückzuführen.

Innere Systematik

Die Kugelfischartigen werden in neun Familienunterteilt, zwei, die Kugelfische und die Kofferfische bestehen jeweils noch aus zwei Unterfamilien. Eine phylogenetische Studie bestätigte die Monophylie aller Familien und Unterfamilien, mit Ausnahme die der Tetraodontinae. Außerdem zeigt sich eine basale Aufteilung in zwei Kladen, Triacanthodoidei (Dreizahn-Kugelfisch, Hornfische, Kofferfische) und Tetraodontoidei (Mondfische, Drückerfische, Feilenfische, Dreistachler, Kugelfische und Igelfische).

Wie erwartet sind die Drückerfische und die Feilenfische Schwestergruppen, ebenso Kugelfische und Igelfische.
Die basale Dichotomie zwischen den beiden Kladen Triacanthodoidei und Tetraodontoidei resultiert wahrscheinlich auf eine ökologische Diversifikation in zwei unterschiedlichen Lebensräumen.

Während die Arten der Triacanthodoidei vor allem in tieferem Wasser entlang des Kontinentalschelfs leben, kommen die Arten der Tetraodontoidei küstennah in Korallenriffen, im Brackwasser, in Süßgewässern und auch
auf offener See vor.


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