Rutenkunde: der Rohling (Blank)


1. Werkstoffe für den Blank

Als Werkstoff für den Rutenbau werden, je nach Einsatzzweck der Rute, unterschiedliche Materialien verwendet:

Aramid

Aramid-Gewebe
goldgelbes Aramid-Gewebe

Dieser Werkstoff ist ein synthetisches Polyamid (ein Faden bildender elastischer Kunststoff).

Aramidfasern sind goldgelbe organische Kunstfasern. Diese Faser ist äußerst zug- und schlagfest, sie besitzt jedoch nur eine äußerst geringe Steifheit.

Aramidfasern werden in Kombination mit Kohlestofffasern verarbeitet, um diese elastischer bzw. biegsamer zu machen.

Aramid ist auch unter den Namen Kevlar bekannt geworden (eingetragener Markennamen der Firma DuPont), Nomex oder Dynema.

Aramidfasern sind außerdem extrem hitzefest.

Im Rutenbau werden diese Aramidfasern zur Verbesserung der Zähigkeit und Bruchfestigkeit oft als Spiral- oder Kreuzwicklung mit eingearbeitet.


Bambus

Gespließte Bambusrute

Gespließte Bambusrute

Bis ungefähr im Jahr 1960 wurden Angelruten bevorzugt aus gespliesstem Tonkin gebaut. Der Bambus wird zunächst in der Längsrichtung gespalten und so in einzelne Spleiße unterteilt.

Der Rutenrohling wird in der Regel aus 6 Spleißen hergestellt, welche miteinander dauerhaft verleimt werden.

Es gibt Varianten die aus 4, andere die aus bis zu 18 einzelnen Spleißen aufgebaut werden. Die einzelnen Spleiße werden dazu mit Hilfe eines Handhobels in die gewünschte Form gebracht, wobei mit einer Messuhr die Form eingestellt wird.

Zum Schluß werden Sie z.B. mit Polyurethanlack behandelt, um die Ruten dauerhaft gegen Feuchtigkeit zu schützen.

Noch heute werden für Liebhaber gespließte Fliegenruten gebaut. Gegenüber Angeln aus moderner Kohlefaser haben Gespließte den Vorteil, dass sie nicht bruchanfällig auf Schläge reagieren. Eine Gespliesste muss nicht schwerer sein als eine Kohlefaserrute, durch das Hohlspleißen sind auch hier geringe Gewichte zu erzielen.

Auch das Vorurteil, das eine Gespließte viel Pflege benötigt, ist nicht korrekt. Sie muß lediglich nach dem Fischen abgewischt und trocken aufbewahrt. Über längere Zeiträume sollten Gespließte hängend im Futteral oder stehend im geöffneten Rutenrohr aufbewahrt werden. Gespliesste müssen nicht teurer sein als Kohlefaserruten.


Glasfaser

Für die Fertigung spezieller Blanks , z.B. für Meeresruten, werden Gewebe aus Glasfaser verarbeitet. Diese Faser zeichnet sich durch ihre Elastizität und Bruchsicherheit aus. Der Nachteil der Glasfaser ist, dass sie schwerer ist als andere Fasern. Um die Elastizität von Kohlefaser zu erhöhen, wird sie oft mit Glasfaser kombiniert.


Graphit

Graphit ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente“. Er ist eine der natürlichen Erscheinungsformen des chemischen Elements Kohlenstoff in Reinform. Als kristalline Form ist Graphit so weich, dass man damit schreiben kann. Angelruten aus Kohlefaser werden auch oft Graphitruten genannt.


Kevlar

Eingetragener Name der Firma DuPont für die synthetische Aramidfaser (siehe oben unter Aramid).


Kohlefaser (Carbon)

Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff

Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff

Kohlefaser ist eine äußerst feste und steife Faser, welche aus fast reinem Kohlenstoff besteht.

Zur Herstellung von besonders leichten Blanks mit einer besonders hohen Festigkeit werden diese Fasern mit sehr hochwertigen Klebern (z.B. mit Epoxidharz) verbunden.

Außerdem wird die Kohlefaser häufig noch mit anderen Materialien, wie Glasfaser, Mesh-Gewebe oder Mesh-Wicklung kombiniert, um eine höhere Belastbarkeit zu erzielen.

CFK oder nur Carbon genannt, bezeichnet einen Faser-Kunststoff-Verbundwerkstoff, bei dem Kohlenstofffasern, meist in mehreren Lagen, als Verstärkung in eine Kunststoff-Matrix eingebettet werden.

Die Matrix besteht meist aus Duromeren, zum Beispiel Epoxidharz, oder aus Thermoplasten.

Über die Angaben der Hersteller über die eingesetzten Materialien für die Blankherstellung von Carbonruten herrscht jedoch leider eine ziemlich große Verwirrung. Da es keine allgemein verbindliche Richtlinie gibt, erfinden manche Anbieter ihre eigenen Bezeichnungen.

Neben der Pregpeg wirken sich natürlich auch die Konstruktion, Verarbeitung und Aktion sowie das Einbetten der Faserstoffe auf den Typ der Blanks aus.

International hat sich die nachfolgende Definition gebildet:

Aufsteigender Qualitäts-Level

Glas-Carbon-Gemische -> Standard-Carbon -> IM6-Carbon -> IM7 Carbon -> IM8 Carbon -> IM9 Carbon

Hierbei sollte man beachten, dass manche Hersteller diese "IM-Stufen" auch mit Punkten kombinieren (I.M.6, I.M.7, I.M.8 usw.).

Bei den höherwertigen Carbon-Klassen (IM6 - IM9) verinngert sich normalerweise das Gewicht des Blanks, wobei der E-Modul und der Preis jedoch steigen. Kombiniert mit einer progressiven Aktion erzielt man mehr Schnelligkeit. Dies kommt den Anforderungen des typischen Spinn- und Twisteranglers sehr entgegen.

Welchen Qualitäts-Level sollte man wählen?

IM7 ist gemäß weit verbreiteter Meinung das beste Carbon-Material für Spinnruten! Die lineare Festigkeit der Faser liegt um 17 % höher wie bei IM8 und sogar um 25 % höher gegenüber IM9.

IM7-Carbon sollte für Ruten gwählt werden, bei denen um Power, Dauerbelastung und Wurfweite geht. IM8 und IM9 sollte man für Stipp- und Bologneseruten, eventuell auch für Matchruten wählen. Allerdings sollten diese spröderen Materialien mit anderen Carbon-Stufen kombiniert werden.

Es können natürlich alle niedrigeren Carbon-Klassen oder auch Glasfiber verwendet werden, diese allerdings mit niedrigeren Qualitätsansprüchen. Bei Wallerruten empfiehlt sich eine Kombination von Glasfiber mit IM6 oder IM7.


Titan (Titanium)

Titan ist äußerst hart und verbiegungsresistent. Titan ist weiß-metallisch glänzend, leicht, fest, dehnbar, korrosions- und temperaturbeständig.

Titan ist daher besonders für Anwendungen geeignet, bei denen es auf hohe Korrosionsbeständigkeit, Festigkeit und geringes Gewicht ankommt. Zur Verstärkung eines Blanks werden oft Titanfäden eingezogen.

Aufgrund des komplizierten Herstellungsprozesses ist Titan zehnmal so teuer wie verbreitete Stahllegierungen.


Weiterführende Links


2. Eigenschaften des Blanks (Aktion, Testkurve, Wurfgewicht, Geschwindigkeit)

Aktion

Als Aktion eines Blanks bezeichnet man die Biegekurve (Verkrümmungsverhalten) bzw. die Verjüngung des Blanks. Weitere Informationen hierzu zur findet Ihr auf der Seite "Ruten-Aktion".

Testkurve

Als Testkurve bezeichnet man die Kraft des Blanks, wenn sein Krümmungswinkel vom Handgriff bis zur Spitze des Blanks 90 Grad beträgt. Man kann die Testkurve ermitteln, indem man den Blank waagerecht hält und an der Schnur ein Gewicht befestigt welches gerade so schwer ist, dass die Rutenspitze senkrecht nach unten zeigt. Informationen zur Testkurve und deren Berechnung findet Ihr auf der Seite "Angelruten berechnen".

Wurfgewicht

Im kontinentaleuropäischen Raum werden Blanks meist nach dem sog. Wurfgewicht klassifiziert. Ein Wurfgewicht von 80 g besagt, dass die Rute beim Wurf eines Gewicht dieser Masse optimal arbeitet [1]. Das Wurfgewicht ist meistens auf den Blanks vermerkt. Das optimale Wurfgewicht (Ködergewicht) liegt in der Mitte des angegebenen Bereichs.

Viele Hersteller von Angelruten geben die technischen Spezifikationen ihrer Geräte in englischen Maßeinheiten an. So wird z.B. das Wurfgewicht (LURE-WT) in oz. (Unzen) angegeben. Auf dieser Seite "Wurfgewicht berechnen" könnt Ihr die englischen in deutsche Maßeinheiten umrechnen.

Geschwindigkeit (Action, Power) eines Blanks

Die Begriffe "schnell" und "langsam" sind missverständlich, da sie auf ein drittes Kriterium verweisen, welches aber nicht nur durch die Aktion vorgegeben ist, sondern stark vom Material abhängt: die Rückstellgeschwindigkeit.

Dies ist ein Maß für die Spannkraft der Rute, wie schnell sie nach einer Auslenkung wieder in die gerade Position zurückkehrt. Für dieses Kriterium von Ruten gibt es kein allgemein übliches Messsystem, es entscheidet aber stark über den individuellen Qualitätseindruck, den eine Rute beim Anwender hinterlässt.

Ruten mit einer geringen Rückstellgeschwindigkeit werden als "schwabbelig" empfunden und bringen keine guten Wurf- und Köderführungseigenschaften. Im Gegensatz zu Steifheit und Aktion, die je nach Anwendungsgebiet der Rute anders bemessen sein sollten, gilt eine schnelle Rückstellgeschwindigkeit generell als wünschenswert [2].

Die Geschwindigkeit eines Blanks wird oft mit ACT (englische Abkürzung für Action (Power) angegeben . Hierbei gilt: "L" für light (leicht), "M" für medium (mittel), "H" für hard (hart). Diese Bezeichnungen können noch mit "U" für ultra und "X" für extra kombiniert sein.


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