Glossar
Der Amazonas (auch portugiesisch Rio Amazonas, spanisch Río Amazonas, in Brasilien oberhalb der Einmündung des Rio Negro bei Manaus Rio Solimões, früher Rio Orellana) ist ein Strom im nördlichen Südamerika.
Etwa 300 km südlich des Äquators durchquert er das im Westen von den Anden umrahmte, von tropischem Regenwald geprägte Amazonasbecken ostwärts bis zum Atlantik.
Der Amazonas ist mit einer mittleren Wasserführung von 206.000 m³/s der mit Abstand wasserreichste Fluss der Erde und führt an der Mündung mehr Wasser als die sechs nächstkleineren Flüsse zusammen und ca. 70-mal mehr als der Rhein.
Seinen Namen führt der Amazonas erst ab dem Zusammentreffen seiner beiden Quellflüsse Marañón und Ucayali in Peru, unterbrochen allerdings durch den brasilianischen Abschnitt oberhalb der Stadt Manaus mit dem Namen Rio Solimões.
Der in Brasilien meist mehrere Kilometer breite Fluss hat eine relativ ausgeglichene Wasserführung, da die Hochwasserphasen der Nebenflüsse jahreszeitlich verschoben auf den äquatornahen Hauptstrom treffen. Dennoch kann er die angrenzenden bewaldeten Alluvialflächen (Várzea) auf einer Breite von bis zu 60 km überschwemmen.
In zwei Hauptarmen durchströmt er die Inselwelt des fast 200 km breiten Mündungsbereichs, der zudem über Tidengewässer mit dem Pará-Ästuar verbunden ist und so die große Insel Marajó abtrennt.
Die beiden Quellflüsse des Amazonas entspringen in den peruanischen Anden. Der nördliche, 1600 km lange Marañón ist wasserreicher und muss darum hydrologisch als Hauptquellfluss des Amazonas angesehen werden. Sein Ursprung in drei Lagunen oberhalb des Lago Lauricocha wurde 1909 von Wilhelm Sievers festgelegt.
Gelegentlich wurde auch ein Nebenfluss des Marañón, der Río Huallaga, als Quellfluss des Amazonas bezeichnet. Als Schifffahrtsweg ist der Huallaga bedeutender als der Marañón.
Der südliche Quellfluss, der Ucayali, ist einschließlich mehrerer anders benannter Oberlaufabschnitte mit 2670 km deutlich länger als der Marañón. Schon die kartografischen Vermessungen Ende der 1960er Jahre bezogen sich auf das Quellgebiet des Ucayali, die genaue Lage der für die Längenmessung des Amazonas maßgeblichen Quelle war damals aber noch unklar.
Seit 1971 wurde die mündungsfernste Quelle des Amazonas in der Schlucht Carhuasanta am Nordhang des 5597 m hohen Gletschermassivs Nevado Mismi zwischen Cusco und Arequipa angenommen, rund 160 km westlich der am Nordende des Titicacasees liegenden Stadt Juliaca. Dieses Quellgebiet liegt wesentlich weiter südlich als die bis dahin ins Auge gefassten Quellen.
Die Frage der entferntesten Amazonas-Quelle wurde 2014 von zwei Wissenschaftlern erneut aufgeworfen, die neben dem Río Apurímac einen anderen Ucayali-Zufluss als noch weiter entfernte Wasserquelle des Amazonas identifiziert haben, die allerdings anders als der Apurímac keinen kontinuierlichen Zufluss liefert.
Es handelt sich um den Río Mantaro, einen Quellfluss des Río Ene, dessen entfernteste Quelle etwa 150 km nordöstlich von Lima in der Umgebung des Lago Junín in einer tropennäheren Region Perus liegt und der Studie zufolge 75–92 km weiter von der Amazonas-Mündung entfernt ist als das Quellgebiet am Nevado Mismi.
Zwischen der peruanisch-brasilianischen Grenze und der Einmündung des Rio Negro bei Manaus heißt der Amazonas Rio Solimões.
Dem Amazonas strömen auf den folgenden 140 km die beiden weltgrößten Nebenflüsse, Rio Negro und Rio Madeira, zu.
Der danach vier bis zehn Kilometer breite Fluss wird von einem 20 bis 60 km breiten Saum aus Schwemmland begleitet, der nur auf den Uferwällen (Restingas) besiedelbar ist.
Ansonsten ist das Amazonastiefland von einem gleichmäßig zertalten sandig-lehmigen Hügelland geprägt. Bei Óbidos tritt es unmittelbar an den Strom heran und erzeugt eine nur 1670 m breite Engstelle.
Der Amazonas und seine Nebenflüsse aus den Anden haben den postglazialen Meeresspiegelanstieg durch Aufsedimentierung ihrer Flussbetten ausgeglichen. Dagegen wurden die anderen Nebenflüsse mit sehr viel geringerer Sedimentfracht lediglich angestaut und bilden nun vor ihrer Mündung in den Amazonas teils große, seeartige Aufweitungen wie der Río Negro, der Río Xingú oder der Rio Tapajós.
Die Mündung des Amazonas ist ein Ästuardelta. Es besteht aus den Flussarmen Canal Norte (40 % des Abflusses) und Canal Sul (56 % des Abflusses), die sich zu Ästuaren aufweiten und beide zusammen ein Delta bilden, dessen Sedimentablagerungen sich im Schelfbereich vor der Küste den Kontinentalhang hinabziehen.
Rund 100 km südlich der beiden Hauptarme liegt das weit landeinwärts reichende Buchtensystem Bahia de Guajará und Rio Pará, in das der Rio Tocantins und andere Flüsse münden. In den Rio Pará mündete früher auch der südlichste Mündungsarm des Amazonas. Er wurde inzwischen durch Sedimentierung nahezu abgetrennt.
Einige natürliche Kanäle (Furos), die von den wechselnden Gezeitenströmen offen gehalten werden, leiten aber noch immer etwa 3 bis 4 % des Amazonaswassers in den Rio Pará und teilen zugleich die Insel Marajó ab.
Am Amazonas liegen nur sehr wenige Städte. Noch am Quellfluss Ucayali liegt Pucallpa. Die größte Stadt am Amazonas ist Iquitos, nahe der Vereinigung der Quellflüsse.
Die Städte Manaus und Belém liegen entgegen verbreiteter Ansicht nicht am Amazonas; Manaus am Río Negro, 12 km oberhalb der Mündung, und Belém am Rio Pará (an der Bahia de Guajará) südlich der Amazonasmündung.
Weitere große Städte am Amazonas sind Macapá und Santarém. Parintins, mit etwa 112.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im brasilianischen Bundesstaat Amazonas, liegt etwa 450 km flussabwärts von Manaus auf der Insel Tupinambarana im Amazonas, einer der größten Flussinseln der Welt.
In den Amazonas münden etwa 10.000 Nebenflüsse, von denen über 100 schiffbar und 17 über 1600 km lang sind (Rhein: 1236 km).
(Li=Linker Zufluss, Re=Rechter Zufluss)
Unterhalb der Enge von Óbidos beginnt bereits der Einfluss von Ebbe und Flut, eine Durchmischung mit Salzwasser findet in den sich ästuarhaft aufweitenden Stromrinnen jedoch nicht statt, im Gegensatz zu den südöstlich benachbarten Meeresbuchten des Rio Pará im Mündungsbereich des Tocantins.
Der Grund liegt in den Wassermassen des Stroms, die zwar vom atlantischen Äquatorialstrom nach Nordwesten abgedrängt werden, aber dennoch die salzige Wasseroberfläche weit über 100 km ins offene Meer hinausdrängen.
Einige Male im Jahr rollt eine bis zu vier Meter hohe Gezeitenwelle mit der einsetzenden Flut vom Atlantik her den Amazonas und bestimmte Zuflüsse mehrere Kilometer flussaufwärts. Nach der Bezeichnung poroc-poroc, was in der Tupi-Sprache etwa „großer, zerstörerischer Lärm“ heißt, wird sie Pororoca genannt. Voraussetzung für die Entstehung dieses Phänomens ist das Zusammentreffen von niedrigem Wasserstand (während etwa 3 Wochen um Februar/März) im gefällearmen Amazonas mit einer Springflut bei Neu- oder Vollmond. Von den Anwohnern wegen ihrer Zerstörungskraft gefürchtet, zieht die Pororoca Surfer aus aller Welt an.
Der Amazonas hat eine hellbraune Färbung, die von der Sedimentfracht herrührt, die insbesondere aus den in den Anden liegenden Quellflüssen eingetragen wird. 90 Prozent der Sedimente, die der Amazonas mitführt, werden durch den Madeira, den Ucayali und den Marañón eingetragen. Diese Flüsse werden als Weißwasserflüsse bezeichnet.
Einige Zuflüsse kommen aber aus kristallinen Gebieten mit geringer Sedimentfracht, zum Beispiel der Rio Tapajós oder der Rio Xingu. Sie werden Klarwasserflüsse genannt.
Einige der Flüsse mit durchsichtigem Wasser erscheinen durch die in ihnen gelösten Huminsäuren dunkelbraun wie der Rio Negro. Sie werden Schwarzwasserflüsse genannt.
An den Zusammenflüssen unterschiedlich gefärbter Flüsse zeichnen sich die verschiedenen Farben der Wassermassen zum Teil kilometerweit ab.
Es sind über 1500 verschiedene Fischarten bekannt, deren Lebensraum das Flusssystem des Amazonas ist. Der Fischreichtum spiegelt sich auch in den Speisekarten wider. Z
u den wichtigsten Speisefischen zählen: Tambaquí (Colossoma macropomum), Jaraqui, Filhote, Tucunaré (Cichla spp.), Pirarucú (Arapaima gigas). Darüber hinaus gibt es eine Unmenge von regional vorkommenden Fischen, darunter Arten von Piranhas, den urzeitlich aussehenden Tamuatã (Hoplosternum littorale) und andere.
Zu den besonders bedrohten Tierarten, die den Amazonas besiedeln, gehören der Amazonas-Manati (Trichechus inunguis) und der rosafarbene Amazonasdelfin (Inia geoffrensis; port. Boto cor-de-rosa).
Im Amazonas schwimmen grüne Inseln, die sich aus miteinander verhakten mitgeschwemmten Bäumen oder bei Hochwasser aus losgerissenen Wasserpflanzen und über Wurzeln vernetzten Grasinseln entwickeln. Sie können über 100 Meter lang werden und bilden ein eigenes Biotop.
Eine weitere Besonderheit sind so genannte Teufelsgärten, Monokulturen von Rötegewächsen.
Nicht nur der Regenwald im Amazonasgebiet wird von den Menschen langsam zerstört, auch der Lebensraum im Fluss wird geschädigt. Goldgräber haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 2.000 Tonnen Quecksilber in den Amazonas geleitet. Durch kontaminiertes Wasser und die Luft gelangt es in die Nahrungskette. Gleichzeitig beschleunigt der Abbau von Gold die Entwaldung der Amazonas-Region. Schwerpunkte der Goldgräber befinden sich in Bolivien, Suriname, Guyana und Französisch-Guyana.
2005 wurde das Amazonasgebiet von einer bis dahin seltenen Dürre heimgesucht. Zwischen Juli und Oktober 2010 gab es eine zweite Dürrewelle. Dürre führte insbesondere in Verbindung mit Waldbränden zu ökologischen und ökonomischen Rückkoppelungseffekten, welche die Bedrohung des Ökosystems Amazonas beschleunigen.
Die fortschreitende Rodung der Urwälder setzt zudem die Nährstoffe im Boden der Auswaschung und Lösung durch die hohen Niederschläge aus. Hauptursache der Vernichtung des Amazonaswaldes ist die Fleischproduktion. Rund 70% des vernichteten Tropenwaldes wurden für Viehweiden gerodet, ein Großteil des Restes für den Futtermittelanbau.
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