Glossar
Sklerite sind Hartteile von Wirbellosen, insbesondere der Gliederfüßer in deren Außenskelett, Schwämmen und Octocorallia in deren Weichteilen.
Die Bezeichnung bezieht sich nicht auf knöcherne Skelettteile oder Zähne der Wirbeltiere oder Schalen von Weichtieren.
Für die Gesamtheit der Sklerite eines Organs (z. B. Radula) oder Skelettsystems eines Nichtwirbeltieres (z. B. alle Skelettnadeln eines Glasschwamms) prägte Stefan Bengtson 1985 zusammenfassend den Begriff Skleritom.
Diese Bezeichnung ist wenig gebräuchlich, wird aber verwendet.
Sklerite bei Gliederfüßern sind die durch Sklerotisierung, bei Krebstieren zusätzlich oft durch Kalzifizierung verhärteten Einzelplatten des Exoskeletts.
Sklerite können isoliert in weichere Cuticula eingelagert sein. Oft bedecken sie das gesamte Integument und sind durch membranöse Nähte gelenkig miteinander verbunden, sie können auch teilweise unbeweglich verbundene, verstärkte Hüllen bilden (z. B. Kopfkapseln bei Insekten).
Unterschieden werden Tergite (dorsal), Sternite (ventral) und Pleurite (lateral). Sklerite bilden Ansatzstellen für die Muskulatur an das Exoskelett, die als Apodeme bezeichnet werden.
Als Skelettnadeln (Spiculum) können Sklerite der Stabilität und als Fraßschutz von Blumentieren, Schwämmen, Stachelhäutern, Weichtieren und Manteltieren dienen. Während viele Sklerite mikroskopische Feinstrukturen darstellen, messen die größten bis zu drei Meter.
Spicula sind Kalk- (aus Calcit, CaCO3) oder Kieselnadeln (aus Kieselsäure, SiO2) im Körper vieler mariner Nichtweichtiergruppen zur Stabilisierung ihrer Körperform, die Nadelform ist zur Abschreckung größerer Fressfeinde geeignet. Neben dem mineralischen Hauptanteil enthalten sie komplexe organische Substanzen.
Nach dem Absterben der Weichkorallen bleibt nicht wie bei den Steinkorallen ein massives Skelett zurück, an Hartteilen bleiben nur die Sklerite. Bei der Lederkoralle Sinularia leptoclados sind die Sklerite in der Koloniebasis jedoch so dicht gepackt, dass aus den Rückständen bis zu sechs Meter hohe Riffstrukturen entstehen können. Sie ist die einzige riffbildende Weichkoralle.
Die Skelettnadeln der Schwämme (Schwammnadeln) sind entweder Kalknadeln (Kalkschwämme) oder Kieselnadeln (Kieselschwämme: Glasschwämme).
Skelettreste der Kieselschwämme können nach dem Absterben der Tiere als sogenannte Klappersteine erhalten bleiben, bei einigen Schwammgruppen verschmelzen die Einzelsklerite zu einem rigiden Skelett.
Bei den Hornkieselschwämmen ersetzen kollagenähnliche Sponginfasern weitgehend die Skelettnadeln.
Manche Glasschwämme bilden ein besonders großes Spiculum, das der Verankerung im Untergrund dient. Selbst im Englischen wird diese manchmal als Pfahlnadel bezeichnet. Eine Anpassung an spezielle Funktionen erfüllen die hakenförmigen Sklerite des fleischfressenden Hornkieselschwamms Chondrocladia turbiformis.
Der Glasschwamm Monorhaphis chuni bildet nur ein einziges verankerndes Spiculum, allerdings das größte Sklerit mit bis zu drei Meter Länge. Mittels Bestimmung der Sauerstoffisotope und des Verteilungsverhältnisses von Kalzium zu Magnesium kann das Jahreswachstum bestimmt werden. Während ihre Dicke der ‚Jahresringe‘ Aussagen über die damalige Meerwassertemperatur erlaubt, gibt deren Abfolge ein Klimaarchiv und ihre Abzählung das erreichte Lebensalter. Bei einem Fund im Ostchinesischen Meer wurde so ein Alter von 11.000 ± 3.000 Jahren ermittelt.
Manche Weichtiere (besonders Nacktkiemer) tragen vielfach im Gewebe eingelagerte Kalkspicula zu ihrem Schutz vor Fressfeinden. Auch die Hartstrukturen von Zähnchen in der Radula von Weichtieren werden als Sklerite bezeichnet.
Manteltiere, besonders Seescheiden, zeigen hohe Variabilität ihrer Mikrospicula. Bei Herdmania momus liegen zwei kalzifizierte Spiculatypen vor: 1,5–2,5 mm lange spindelförmige mit jeweils 100 oder mehr Reihen überlappender Mikrospitzen sowie kleineren Spicula mit jeweils 20–40 Reihen nichtüberlappender Mikrospitzen, die mittels einer spinnenförmigen Struktur im Fuß des Tieres verankert sind.
Für die Stachelhäuter typisch sind, oft verbundene, Skelettplatten, die als Ossikel bezeichnet werden. Kleine und isolierte, in weiches Gewebe eingelagerte Ossikel, die zur Gewebeverstärkung dienen, werden auch Sklerite genannt.
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