Nacktkiemer (Hinterkiemerschnecken)


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Nacktkiemer (Hinterkiemerschnecken)

Furchenschnecke (Janolus sp.)

Furchenschnecke (Janolus sp.)

Die Nacktkiemer (Nudibranchia) sind die größte Unterordnung der Hinterkiemerschnecken. Die Unterordnung umfasst mehr als 3000 Arten der im Meer lebenden Nacktschnecken.

Bei den Nacktkiemern fehlen Mantelhöhle, Schale und Fußlappen. Die Atmung erfolgt durch die Haut oder durch eine Art Kiemengebilde auf ihrem Rücken, den sogenannten Cerata.

In diese Cerata ziehen auch Ausläufer der Mitteldarmdrüsen hinein und bei den Aeolidioidea, die sich von Hydroidpolypen ernähren, werden die Nesselkapseln durch die Mitteldarmdrüse in die Cerata hineinverlagert, dort gespeichert und können zur Abwehr verwendet werden. Diese Nesselkapseln werden nun Kleptocniden genannt (siehe Schutzmechanismen).

Ihre Größe variiert zwischen 0,4 und 60 cm. Nacktkiemer treten weltweit in allen Meerestiefen auf und gehören zu den farbenreichsten Tieren auf der Erde. Sie haben meist 1 Paar Fühler am Kopf und unterschiedliche tentakel- oder federartige Anhänge. In diesen Fühlern befinden sich chemische Sinnesorgane, die hauptsächlich zur Wahrnehmung der Strömung dienen.

Weitere Tentakelanhänge im Mundbereich sind für weitere Sinnesleistungen wie Tasten, Geschmack und Geruch zuständig. Mit ihren Augen, welche tief unter der Haut in der Nähe des Gehirnganglions liegen, können wohl nur Hell-Dunkel-Unterscheidungen wahrgenommen werden, z. B. der Schatten eines Feindes oder der Rhythmus der Tageszeiten.

Die Nacktkiemer sind Zwitter, können sich jedoch nicht selbst befruchten. Ihre Eier legen sie in bandförmigen spiraligen Eipaketen ab. Die meisten Formen der Nacktkiemer gibt es in warmen Meeren im Flachwasserbereich, sie können jedoch in allen Meerestiefen vorkommen. Nacktkiemer dienen vielen Fisch wie z.B. Antarktisdorschen als Nahrung.


Schutzmechanismen

Koi-Prachtsternschnecke (Chromodoris coi)

Koi-Prachtsternschnecke (Chromodoris coi)

Nacktkiemer haben im Verlauf der Evolution ihre schützenden Gehäuse verloren und andere Abwehrmechanismen entwickelt.

  • Die Färbung dient bei manchen Nacktkiemern der Tarnung, die durch feder- und büschelartige Anhänge noch verstärkt wird. Damit sind sie von pflanzlichen Gebilden schwierig zu unterscheiden.
    Dazu kommt, dass die verschiedenen Farbanteile des Lichts in verschiedenen Wassertiefen unterschiedlich absorbiert werden.
    An der Wasseroberfläche auffällig wirkende Farben (wie zum Beispiel die rote Farbe) können in einer bestimmten Tiefe wie Tarnfarben wirken, da nur noch ihr grüner und blauer Anteil reflektiert wird.
    Taucher können die sonst so auffälligen Schnecken in entsprechender Umgebung nur schwer auffinden.
  • Bei anderen Nacktkiemern dient die auffällige Färbung der Warnung vor ihrer Giftigkeit oder Ungenießbarkeit, man spricht dann von Aposematismus. Manche Arten der Nacktkiemer sondern auf ihrer Haut giftige Sekrete ab. Die verschiedenen Körperanhänge und Tentakel können bei Verlust leicht regeneriert werden.
  • Nacktkiemer, die sich von den Polypen der Nesseltiere ernähren, können die Nesselzellen in der Haut ihres Hinterleibs speichern, wo sie bei Räubern zu unliebsamen Erfahrungen führen können. Die Nesselzellen passieren dabei unbeschadet den Verdauungstrakt und werden durch besondere Darmausstülpungen an die entsprechenden Stellen im Hinterleib gebracht. Die Nacktkiemer selbst haben Abwehrmechanismen gegen den Nesselangriff der Polypen entwickelt. Wahrscheinlich spielen dabei Spezialzellen mit großen Vakuolen in der Haut eine Rolle. Man spricht von Sequestrierung.
  • Eine weitere Abwehrmöglichkeit bei mechanischer Reizung ist das Ausscheiden von saurem Schleim aus den Hautzellen.

Ernährung

Nacktkiemer ernähren sich von sessil lebenden wirbellosen Tieren wie Schwämmen, Stein- oder Weichkorallen, Krustenanemonen oder Moostierchen. Dabei geht die Spezialisierung oft so weit, dass nur eine bestimmte Art gefressen wird. Manche Nacktkiemer fressen andere Nacktschnecken, in manchen Fällen sogar schwächere Exemplare der eigenen Art. Eine Gruppe hat sich auf Manteltiere spezialisiert.


Systematik

  • Untergruppe Anthobranchia
    • Überfamilie Sternschnecken (Doridoidea)
      • Neon-Sternschnecken (Polyceridae)
      • Prachtsternschnecken (Chromodorididae)
      • Spanische Tänzerinnen (Hexabranchidae)
      • Warzenschnecken (Phyllidiidae)
    • Überfamilie Doridoxoidea
    • Überfamilie Onchidoridoidea
      • Onchidorididae
        • Weichwarzige Sternschnecke (Acanthodoris pilosa)
        • Braungefleckte Warzenschnecke (Onchidoris bilamellata)
    • Überfamilie Polyceroidea
      • Polyceridae
        • Färöische Hörnchenschnecke (Polycera faeroensis)
        • Gestreifte Hörnchenschnecke (Polycera quadrilineata)
  • Untergruppe Cladobranchia
    • Überfamilie Bäumchenschnecken (Dendronotoidea)
      • Zottige Bäumchenschnecke (Dendronotus frondosus)
    • Überfamilie Furchenschnecken (Arminoidea)
    • Überfamilie Metarminoidea
    • Überfamilie Fadenschnecken (Aeolidioidea)
      • Aeolidiidae
        • Breitwarzige Fadenschnecke (Aeolidia papillosa)
        • Drummonds Fadenschnecke (Facelina bostoniensis)
      • Flabellinidae
        • Milchige Fadenschnecke (Flabellina pellucida)
        • Violette Fadenschnecke (Flabellina affinis)
        • Rotviolette Fadenschnecke (Flabellina pedata)
        • Flabellina goddardi
      • Notaeolidiidae
        • Notaeolidia depressa
      • Glaucidae
        • Glaucus atlanticus

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