Fischkrankheiten
Der Schwimmblasenwurm (Anguillicoloides crassus) ist ein blutsaugender parasitärer Nematode, der in der Schwimmblase von Aalen parasitiert.
Ursprünglich lebte A. crassus nur in Japan und befiel dort ausschließlich den japanischen Aal.
In seinem natürlichen Verbreitungsgebiet ist A. crassus ein gewöhnlicher Parasit, der keinen großen Einfluss auf die dortigen Aalpopulationen nimmt.
Befallsraten von 10 bis 40 % sind üblich. A. crassus erreicht in Europa jedoch viel höhere Befallsraten von bis zu 100 % und Befallsdichten von 200 adulten Nematoden pro Aal.
Da theoretisch schon die zweiten Larvenstadien von A. crassus in den Endwirt gelangen können, fanden je nach Stadium unterschiedliche Anpassungen statt. Die Larven leben dann zumeist im Gewebe der Schwimmblase und ernähren sich von diesem. Erst im ausgewachsenen (adulten) Stadium gelangt A. crassus in die Schwimmblase und ernährt sich hämophag – also von Blut.
Bei befallenen Aalen wird Appetitlosigkeit und Abmagerung festgestellt. Durch Narbengewebe, das sich an der Schwimmblasenhaut bildet, kann deren Funktion erheblich beeinträchtigt werden.
Im Süßwasser sind Aale als Bodenfische wenig auf die Schwimmblase angewiesen. Im offenen Meer, auf dem Weg zum Laichgebiet in der Sargassosee, benötigen die Aale die Schwimmblase als Druckausgleichsorgan. Durch die Vernarbungen kann das Austarieren und freie Schweben so sehr gestört oder ganz ausgeschaltet sein, so dass die befallenen Aale auf ihrer langen Wanderung zu viel Energie durch aktives Schwimmen verlieren.
Da sie während der Wanderung ausschließlich von ihren Fettreserven leben, können sie verhungern, bevor sie die Sargassosee überhaupt erreicht haben, oder die Energiereserven reichen nicht mehr für den Laichakt.
Die Einschleppung des Schwimmblasenwurms nach Europa macht ihn zu einem sog. Neozoon, welcher mittlerweile auch für den Rückgang der Population des europäischen Aals verantwortlich gemacht wird.
Die spindelförmigen Parasiten erreichen Körpergrößen von bis zu 4,5 cm Länge und 5 mm im Durchmesser. Das Aalblut im Darm des Wurms verleiht ihm die typische dunkle Färbung.
Seine Mundöffnung besteht aus einem Zahnkranz, der ihm das Eindringen in das Epithelgewebe der Schwimmblasenwand ermöglicht. Das Integument ist dünn, fragil und von einer Schleimhülle umgeben.
Ursprünglich auf die japanische Insel beschränkt, breitete sich der Schwimmblasenwurm Anfang der 80er Jahre aufgrund von japanischen Aalimporten in Norddeutschland und den Niederlanden stetig aus.
Weitere Stationen waren: 1985 die Camargue (Frankreich); 1986 Poebene (Italien), Dänemark und Norwegen; 1987 England, Südschweden und Spanien (Ebro); 1989 Polen, Griechenland und Ägypten. 1991 wurde A. crassus in Aalen aus dem ungarischen Balaton gemeldet.
Da selbst die Donau, die nicht zum natürlichen Verbreitungsgebiet des europäischen Aals gehört, mit Aalen besetzt wurde, ist auch dort A. crassus mittlerweile verbreitet.
Aus Amerika liegen derzeit noch keine Berichte über den Befall von A. crassus in Populationen des amerikanischen Aals vor, obwohl der europäische Aal und der amerikanische Aal im selben Gebiet ihre Laichgründe haben. Offenbar stellt also Salzwasser eine Ausbreitungsbarriere, auch wegen der fehlenden Zwischenwirte, für A. crassus dar.
Die postembryonale Entwicklung verläuft in vier Juvenilstadien:
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