Fischlexikon der Salzwasserfische: Petermännchen


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deut. Name:
Petermännchen
sonst. Name:
Gewöhnliches Petermännchen, Großes Petermännchen
engl. Name:
Greater weever
Ordnung:
 
(Barschartige)
Familie:
 
(Petermännchen)
Gattung+Art:
Trachinus draco

Einträge:
1275

Info

Das Petermännchen (Trachinus draco), auch "Gewöhnliches Petermännchen" oder "Großes Petermännchen" genannt, ist ein giftiger Meeresfisch, der in der Nordsee, der Ostsee, dem Ostatlantik, dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer lebt. Diese Fische erreichen je nach Lebensraum eine Maximallänge von etwa 42 cm.

Das Petermännchen gehört zur Familie der Petermännchen (Trachinidae) und zur Gattung Trachinus. Sein englischer Name lautet "Greater weever".

die giftigen Stacheln

Petermännchen von vorne

Petermännchen von vorne

Das Petermännchen (Trachinus draco) ist hauptsächlich wegen seiner giftigen Stacheln an der ersten Rückenflosse und den Kiemendeckeln gefürchtet.

Es gehört zu den gefährlichsten Gifttieren Europas.

Der Giftapparat besteht aus einem Stachel auf jedem Kiemendeckel und fünf bis acht Rückenstacheln.

Die Stacheln auf den Kiemendeckeln zeigen in Richtung Schwanz und sind leicht nach unten gebogen.

Sie entspringen am oberen Rand des Kiemendeckels und sind mit einem Drittel ihrer Länge mit diesem verbunden.

Die anderen zwei Drittel ihrer Länge liegen frei entlang des Kiemendeckels.

Die Gesamtlänge der Stacheln beträgt etwa 27 mm. Der Stachel selbst ist von einer Hautscheide eingehüllt. ⁠⁠ Wenn diese Hülle durch Krafteinwirkung auf den Stachel reißt, kann das Gift aus den Giftdrüsenzellen austreten und durch eine tiefe Rille entlang des Stachels in die durch den Stich verursachte Wunde laufen.

Jeder Rückenstachel ist von einer einzelnen Hautschicht bedeckt. Die Stacheln sind durch eine feine interspinale Membran verbunden. Die Stacheln sind unterschiedlich lang und kurvenförmig angeordnet.

Die von Russell & Emery (1960) untersuchten Stacheln wiesen eine Mindestlänge von 5 mm und eine Maximallänge von 29 mm auf. Auf mikroskopischer Ebene zeigten sie ein recht heterogenes Erscheinungsbild. Alle Rückenstacheln sind leicht zum Schwanz des Fisches gebogen. Der Vergiftungsmechanismus ähnelt dem der Kiemendeckelstacheln.

die Giftdrüsen

Petermännchen im Sand versteckt

Petermännchen im Sand versteckt

Die Drüsen, die das Gift des Petermännchens produzieren, befinden sich in der Dermis (Lederhaut) des Fisches. Sie sind von Bindegewebe umgeben, das mit einer 0,1 µm langen Basalmembran überzogen ist.

Die Giftdrüsen selbst bestehen aus polygonalen Zellen mit einer Längsachse von 40–50 µm. Diese Zellen weisen ein relativ heterogenes Zytoplasma mit auffällig großen Vakuolen und heterogenem Granulat auf.

Wie im Gewebe des Kleinen Petermännchens (Echiichthys vipera) finden sich auch beim Großen Petermännchen (Trachinus draco) Stützzellen, die sich aus Epidermiszellen entwickeln.

Diese Stützzellen bilden innerhalb der Giftdrüsen Taschen, die mit differenzierten Drüsenzellen gefüllt sind. Die Stützzellen spielen höchstwahrscheinlich eine Rolle beim Zusammenhalt der Giftdrüse und bei der Regeneration der Drüsenzellen.

das Toxin

Die potenziell tödliche Proteinkomponente im Rohgift von Trachinus draco ist ein 105 Kilodalton (kDa) großes Polypeptid namens Dracotoxin. Es wurde gezeigt, dass dieses Rohgift membrandepolarisierende und hämolytische Eigenschaften besitzt. Diese Eigenschaften konnten auf diese einzelne Proteinkomponente zurückgeführt werden.

Die im Gift enthaltenen Toxine können kardiovaskuläre und neuromuskuläre Symptome sowie Ödeme und Zytolyse bewirken. Häufige Symptome sind Bauchschmerzen und Übelkeit sowie Entzündungszeichen an der Stichstelle, Ödeme und Nekrosen. Aufgrund der Labilität der Toxine konnte ihre genaue Zusammensetzung erst in jüngster Zeit ermittelt werden.

  • Dracotoxin: 105 kDA, verursacht Hämolyse, Zytolyse und neuronale Aktivierung (Schmerz).
  • Acetylcholinesterase
  • Butyrylcholinesterase
  • Hyaluronidase: erleichtert die Ausbreitung der Toxine
  • Histamine: Entzündungssymptome

Verletzungsgefahr

Da sich das Petermännchen (Trachinus draco) typischerweise im Sand flacher Gewässer eingräbt, können unvorsichtige Badegäste auf die giftigen Stacheln treten.

⁠Das Gift des dieses Petermännchens ist vor allem für seine unerträglichen Schmerzen bekannt, die kurz nach dem Stich einsetzen und einige Stunden bis Tage anhalten können. Tatsächlich gibt es Berichte über Fälle, in denen die Betroffenen noch vier Monate später darunter litten, auch wenn dies eher selten vorkommt. Der Schmerz kann in manchen Fällen eine Stärke von 10/10 auf der numerischen Bewertungsskala erreichen.

Obwohl es Berichte über tödliche Unfälle mit diesem Petermännchen gibt, wird allgemein angenommen, dass diese eher auf Sekundärinfektionen und Sepsis als auf das Toxin selbst zurückzuführen sind.


Maximales Alter

Das Höchstalter des Petermännchens (Trachinus draco) ist uns derzeit nicht bekannt.


Merkmale

Petermännchen (Trachinus draco)

Petermännchen (Trachinus draco)

Die wichtigsten Merkmale des Petermännchens:

  • der Körper des Petermännchens ist langgestreckt, mehr als sechsmal so lang wie hoch, und seitlich abgeflacht
  • der Kopf des Petermännchens ist groß und gedrungen, die Augen und die Maulspalte sind nach oben gerichtet
  • das Maul ist oberständig, der Unterkiefer ist länger als der Oberkiefer
  • die Oberseite des Petermännchens ist dunkelgrün bis bräunlich gefärbt, die Unterseite hellgrün bis beige
  • die Zeichnungen sind oft dem Untergrund angepasst: gelbbraun mit dunkleren Querstreifen
  • die Flanken des Petermännchens sind mit hellblauen Zeichnungen bedeckt
  • charakteristisch ist die erste, kleinere Rückenflosse mit den großen Stachelstrahlen. Diese haben tiefe Längsfurchen, in denen sich das Giftdrüsengewebe befindet
  • die hintere Rückenflosse und die Afterflosse sind sehr lang und enden erst kurz vor dem Schwanzstiel
  • am oberen Rand der Kiemendeckel befindet sich jeweils ein großer, kräftig gebauter Giftstachel
  • kleinen Stacheln zwischen den Augen des Petermännchens sind ungefährlich

Größe

Die Maximallänge des Petermännchen (Trachinus draco) beträgt laut FishBase etwa 53 cm, laut der deutschen Wikipedia hingegen nur 42 cm. Die englische Wikipedia gibt das Maximalgewicht der Weibchen mit 131,76 g an.

Je nach geografischem Standort variiert die Körperlänge: Im östlichen Schwarzen Meer erreichen die Weibchen eine Länge von ca. 26 cm, an der Algarveküste im Süden Portugals wurde ein Weibchen mit einer Länge von 39,6 cm gefunden. Vermutlich sind mehrere Faktoren für die Größe dieser Fische verantwortlich, darunter Temperatur, Salzgehalt und Nahrungsverfügbarkeit.


Lebensweise, Lebensraum, Vorkommen

Das Petermännchen (Trachinus draco) ist in der Nordsee, der Ostsee, dem Ostatlantik, dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer verbreitet.

Im Sommer hält es sich in flachen Bereichen mit Wassertiefen zwischen 5 und 15 Metern auf. Tagsüber vergräbt es sich dort im lockeren Sand, sodass nur seine Augen und die Spitze der Rückenflosse sichtbar sind, und lauert auf Beute, die es blitzschnell angreift.

Nachts schwimmt das Große Petermännchen vermutlich frei umher, sogar pelagisch. und oft in kleinen Schwärmen. Im Herbst wandern die Fische in tiefere Zonen bis zu einer Tiefe von etwa 150 Metern ab.


Fortpflanzung

Petermännchen (Trachinus draco)

Petermännchen (Trachinus draco)

Die Laichzeit des Petermännchens (Trachinus draco) scheint von Juni bis Oktober zu dauern. Dieser sehr lange Zeitraum wird durch die Beobachtungen von Ole Bagge aus dem Jahr 2004 eingeschränkt.

Seine Ergebnisse weisen demnach stark darauf hin, dass die Laichzeit des Petermännchens auf den Zeitraum zwischen Juni und August beschränkt ist, mit einem Höhepunkt im Juli.

Bagge sagt außerdem, dass es von September bis Mai keine Funde von Petermännchen in Laichstimmung gibt.

Diese Fische sind eierlegend und laichen ihre etwa 1 mm großen Eier pelagisch ab.

Die Fischlarven erreichen eine Größe von etwa 4,8 bis 6,8 mm und schlüpfen nach etwa 90 Tagen. Die Eier schweben frei im Plankton und auch die Fischlarven leben im freien Wasser.

Warmes Wasser und ein relativ niedriger Salzgehalt begünstigen den Schlupf der Fischlarven. Das Petermännchen ist wahrscheinlich nicht territorial, auch nicht in der Paarungszeit. Eine Form der Brutpflege wurde nicht beobachtet.


Nahrung

Das Petermännchen (Trachinus draco) ist ein Fleischfresser und nachtaktiver Räuber. Es ernährt sich hauptsächlich von Zehnfußkrebsen (Decapoda), Grundeln, Leierfischen und garnelenartigen Krebstieren ernährt, wie Fänge in der östlichen Zentraladria nahelegen. In geringerem Maße enthält seine Nahrung auch Asseln, Flohkrebse, Kopffüßer und Muscheln.

Die häufigsten Beutetiere waren Zehnfußkrebse, darunter die Ruderkrabbe (Liocarcinus depurator) und der Bunte Furchenkrebs (Galathea strigosa) sowie Schwebegarnelen.

Die Zusammensetzung der Nahrung änderte sich jedoch erheblich mit der Größe der Fische. Während die relativ kleinen Schwebegarnelen und Flohkrebse die häufigste Beute von Fischen unter 20 cm Länge waren, nahm ihre Bedeutung in der mit zunehmender Größe der Petermännchen ab. Gleichzeitig nahm der Anteil der Kopffüßer und Fische mit zunehmender Fischgröße zu.


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