Lebensweise, Lebensraum, Vorkommen
Unterwasser-Video vom Bullenhai (5:20 Min.)
Der Bullenhai lebt sowohl im Süß- als auch im Salzwasser.
Er ist weltweit in tropischen und subtropischen Gewässern verbreitet, fehlt jedoch im Roten Meer, auf den Malediven und im Mittelmeer.
Außergewöhnlich ist, dass Bullenhaie auch dauerhaft im Süßwasser leben können.
Bullenhaie bevorzugen Flachwasserzonen in Ufernähe und in Flussmündungen. Im Amazonasgebiet dringen sie sogar bis zu 3.700 km ins Landesinnere vor. Auch in Süßwasserseen wie dem Nicaragua-See oder dem Ysabel-See (Guatemala) kommen Bullenhaie vor.
Auch im Brackwasser kommen Bullenhaie vor, z.B. im Indian River System bei Cape Kanaveral in Florida.
Teilweise im Süßwasser lebende Populationen:
Nicaraguahai (Carcharhinus nicaraguensis)
Dieser Bullenhai lebt zeitweise im Nicaraguasee und wird manchmal als eigene Art beschrieben, die aber wissenschaftlich nicht anerkannt ist.
In den 1960er Jahren stellte man fest, dass Nicaraguahaie ähnlich wie Lachse die Stromschnellen des Flusses San Juan überwinden können. Somit stehen sie im Austausch mit der Karibischen See. Haie, die im Nicaraguasee markiert wurden, wurden 7 bis 11 Tage später in der Karibik gefangen.
Der Migrationszyklus der Nicaraguahaie wurde in Langzeitstudien von 1960 bis 1982 untersucht. Die größte Populationsdichte existiert im Unterlauf des San Juan und an der Mündung des Rio Colorado in Costa Rica.
Die Vermehrung erfolgt im Brackwasser und nicht im See. Nur 10 bis 12 % der Bullenhaie, die in den San Juan aufsteigen, gelangen in den Nicaraguasee, da viele Tiere von Berufsfischern wegen ihrer Haut, Rückenflossen und ihres Fleisches herausgefangen werden.
Im Jahr 1975 erließ die Regierung Costa Ricas zahlreiche Schutzmaßnahmen für den Bullenhai, und die Fangquote lag im Jahr 1980 bei 113 Tonnen pro Jahr. Die Bestände haben dennoch rapide abgenommen, da es aufgrund des Vermehrungszyklus, der langen Tragezeit und der geringen Nachkommenschaft vermutlich 20 Jahre dauern wird, bis sich die Population erholt.
Zambesihai
Der Zambesihai ist Im Unterschied zum Nicaraguahai eine lokale Unterart des Bullenhais. Er kommt in den wärmeren, stark getrübten Küstenflüssen der Regionen KwaZulu-Natal, Ostkap und Mosambik vor.
Bei Hochwasser in der Transkei finden Zambesihaie reichlich Nahrung in Form von verendeten Weidetieren, die flussabwärts gespült werden. Sie dringen dabei weit in die Flusssysteme vor.
Der Bullenhai ist als opportunistischer Räuber bekannt, der sich auf seinen Jagdzügen nicht auf eine bestimmte Beute spezialisiert hat. In den Sommermonaten stellt er auch für Menschen eine Bedrohung dar.
Ganges-Bullenhai
Eine weitere Unterart des Bullenhais kommt im Unterlauf des Ganges in Indien vor. Sie wird häufig mit dem Gangeshai (Glyphis gangeticus) verwechselt.
Die häufigen Überschwemmungen und die indischen Bestattungsriten können zu Unfällen führen, da Bullenhaie die Flussläufe hochschwimmen, um nach Kadavern zu suchen.