Fischlexikon der Salzwasserfische: Bullenhai


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deut. Name:
Bullenhai
sonst. Name:
Gemeiner Grundhai
engl. Name:
Bull shark
 
(Grundhaie)
Familie:
 
(Requiemhaie)
Gattung+Art:
Carcharhinus leucas

Einträge:
1275

Info

Bullenhai (Carcharhinus leucas)

Bullenhai (Carcharhinus leucas)

Der Bullenhai (Carcharhinus leucas) kann etwa 3,5 m lang und über 300 kg schwer werden. Er kommt weltweit in tropischen und subtropischen Gewässern vor.

Zusammen mit dem Tigerhai und dem Weißen Hai gehört der Bullenhai zweifellos zu den gefährlichsten Haiarten überhaupt.

Mit einer Beißkraft von bis zu 5.914 Newton gehört der Bullenhai zu den Haien mit der stärksten Beißkraft.

Der Bullenhai gehört zur Familie der Requiemhaie (Carcharhinidae) und der Ordnung Grundhaie (Carcharhiniformes). Er kommt sowohl im Salz- als auch im Süßwasser vor.

Weitere Namen für den Bullenhai sind Stierhai, Sambesihai oder Gemeiner Grundhai. Sein englischer Name ist "Bull shark", "Zambezi" shark oder "Lake Nicaragua shark".

Angriffe von Tigerhaien auf Menschen

Da Bullenhaie oft in sehr flachen Gewässern leben, in vielen verschiedenen Lebensräumen vorkommen, von Natur aus territorial sind und keine Provokation tolerieren, sind sie für den Menschen möglicherweise die gefährlichste Haiart. Bullenhaie gehören zu den drei Haiarten (neben dem Weißen Hai und dem Tigerhai), die am wahrscheinlichsten Menschen angreifen.

Es wird vermutet, dass viele Angriffe auf Menschen, die dem Weißen Hai zugeschrieben werden, in Wirklichkeit von Bullenhaien verursacht wurden. Bei vielen Angriffen bleiben nur Bissspuren zurück und auch der Bullenhai hat wie der Weiße Hai gesägte, fast dreieckige Zähne im Oberkiefer.

Bullenhaie haben bereits Schwimmer in den Buchten des Sydney Harbour angegriffen. In Indien schwimmen Bullenhaie den Ganges, den Bramaputra, den Mahanadi und andere indische Flüsse hinauf und haben Badende gebissen. Auch vor der Küste Floridas haben Bullenhaie Menschen angegriffen.

Die genannten unprovozierten Attacken des Bullenhais wurden den Statistiken des „Florida Museum of Natural History“ und dessen SAF - International Shark Attack File entnommen. „Unprovoziert” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Haie weder angefasst noch gefüttert wurden. Hier findet ihr weitere Informationen über die gefährlichsten Raubfische der Welt.

Bedrohung und Schutz des Bullenhais

Bullenhaie sind auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet eingestuft und ihr Bestand ist rückläufig. Bullenhaie sind zahlreichen Gefahren ausgesetzt, wie z. B. dem Verfangen in Fischernetzen, Überfischung wegen ihres Öls, ihrer Haut und ihres Fleisches sowie der Verschmutzung ihres Lebensraums.

Aufgrund ihres aggressiven Wesens werden Bullenhaie an Stränden regelmäßig getötet, um Strandbesucher zu schützen. Dies ist einer der Gründe für den anhaltenden Rückgang der Bullenhai-Populationen.

Um das Problem der zu nah an Land kommenden Bullenhaie zu lösen, testeten Forscher ein Gerät namens SharkSafe Barrier™. Diese Barriere nutzt magnetische und visuelle Reize, die mithilfe von Rohrreihen ein kontinuierliches Magnetfeld erzeugen, um die Haie abzuhalten.

Die Forscher kamen jedoch zu dem Schluss, dass die Technologie weiterentwickelt und umfassender getestet werden muss, bevor sie als zuverlässige Sicherheitsmaßnahme eingesetzt werden kann.

Es wird außerdem geforscht, um Lösungen zum Schutz der Bullenhaie zu finden. Ein Beispiel hierfür ist die Satellitenmarkierung von Haien durch die Organisation The Nature Conservancy, um ihre Wanderungen zu verfolgen und ihre Lebensräume zu ermitteln. Auf diese Weise lässt sich bestimmen, in welchen Gebieten weitere Schutzprojekte erforderlich sind.


Maximales Alter

Bullenhaie (Carcharhinus leucas) werden in freier Wildbahn etwa 18 Jahre alt, in Gefangenschaft 30 Jahre. Es gibt bestätigte Berichte, dass sie in Gefangenschaft bis zu 30 Jahre alt wurden.


Merkmale

Bullenhai (Carcharhinus leucas)

Bullenhai (Carcharhinus leucas)

wichtige Merkmale des Bullenhais:

  • der Körperbau des Bullenhais ist langgestreckt und massig (bullenartig)
  • seine Schnauze ist breit, sehr kurz und vorne abgerundet
  • das Maul ist mit klingenartigen und einspitzigen Zähnen besetzt
  • die Zähne des Oberkiefers sind dagegen dreieckig und gezahnt
  • die Augen des Bullenhais sind relativ klein und mit einer Nickhaut versehen
  • Bullenhaie haben kein Spritzloch (Spiraculum). Wie alle Arten dieser Gattung sind sie mit Kiemenspalten ausgestattet
  • die Rückenpartie sowie die obere Körperhälfte weisen eine gräulich bis graubraune Pigmentierung auf, während die Bauchseite eine schmutzig weiße Färbung aufweist
  • der Bullenhai ist durch zwei Rückenflossen charakterisiert. Die erste Rückenflosse zeichnet sich durch eine signifikant ausgeprägte Größe und nahezu rechtwinklige Form aus. Ihr Ursprung befindet sich in der Nähe der Mitte der Brustflossen. Die zweite Rückenflosse weist eine geringe Größe auf und beginnt kurz vor dem Ansatz der Afterflosse
  • ein Interdorsalkamm (leistenförmiger Hautkamm) zwischen den Rückenflossen fehlt
  • die Brustflossen sind groß und halbmondförmig
  • die Bauchflossen sind relativ klein, die Afterflosse ist etwa so groß wie die 2. Rückenflosse
  • Die Schwanzflosse des Bullenhais hat einen großen oberen Teil und einen kleinen unteren Teil
  • Bullenhaie sind euryhalin und können sowohl in Salz- als auch in Süßwasser leben. Sie sind jedoch keine echten Süßwasserhaie wie z.B. der Gangeshai (Glyphis gangeticus)

Unterscheidungsmerkmale: Der Bullenhai kann durch seine fast rechtwinklige Rückenflosse von anderen Haien unterschieden werden. Außerdem fehlt im der Interdorsalkamm (leistenförmiger Hautkamm) zwischen der ersten und der zweiten Rückenflosse.


Süßwasserverträglichkeit

Der Bullenhai ist diadrom, das heißt, er kann problemlos zwischen Salz- und Süßwasser wechseln, da er zu den euryhalinen Fischen gehört und sich schnell an einen großen Bereich unterschiedlicher Salzgehalte anpassen kann.

Damit ist der Bullenhai einer der wenigen Knorpelfische, die in Süßwassersystemen nachgewiesen wurden. Zu den euryhalinen Fischen zählen viele Knochenfische wie Lachsfische, die nicht mit Bullenhaien verwandt sind.

Es gibt evolutionäre Theorien, die diese Art der Trennung erklären können. Eine besagt, dass es beim Bullenhai während der letzten Eiszeit zu einem Populationsengpass kam. Dieser Engpass könnte dazu geführt haben, dass sich der Bullenhai vom Rest der Unterklasse der Elasmobranchii abgrenzt, wodurch die Gene für ein osmoregulatorisches System begünstigt wurden.

Bullenhaie sind in der Lage, sich anzupassen, um sowohl in Süß- als auch in Salzwasser zu leben. Sie können ihr gesamtes Leben in Süßwasser verbringen, was jedoch vor allem aufgrund der Fortpflanzungsbedürfnisse der Haie nicht der Fall ist.

Junge Bullenhaie verlassen das Brackwasser, in dem sie geboren werden, und ziehen zur Fortpflanzung ins Meer. Obwohl es theoretisch möglich ist, dass Bullenhaie ausschließlich in Süßwasser leben, ergaben Experimente mit ihnen, dass sie innerhalb von vier Jahren starben. achdem ihr Magen geöffnet wurde fand man lediglich zwei kleine, nicht identifizierbare Fische. Die Todesursache könnte Verhungern gewesen sein, da die Hauptnahrungsquellen der Bullenhaie im Salzwasser leben.


Größe

Der Bullenhai (Carcharhinus leucas) wird maximal 3,5 bis 4,0 Meter lang und über 300 kg schwer. Im Breede River, dessen Mündungszone bei Witsand in der St.-Sebastian-Bucht als Aufzuchtsgebiet von Jungfischen gilt, wurde 2008 ein 4 m langes und 600 kg schweres trächtiges Weibchen eines Zambesihais gefangen. Dies stellt eine absolute Ausnahmegröße dar.


Lebensweise, Lebensraum, Vorkommen

Der Bullenhai lebt sowohl im Süß- als auch im Salzwasser.

Er ist weltweit in tropischen und subtropischen Gewässern verbreitet, fehlt jedoch im Roten Meer, auf den Malediven und im Mittelmeer.

Außergewöhnlich ist, dass Bullenhaie auch dauerhaft im Süßwasser leben können.

Bullenhaie bevorzugen Flachwasserzonen in Ufernähe und in Flussmündungen. Im Amazonasgebiet dringen sie sogar bis zu 3.700 km ins Landesinnere vor. Auch in Süßwasserseen wie dem Nicaragua-See oder dem Ysabel-See (Guatemala) kommen Bullenhaie vor.

Auch im Brackwasser kommen Bullenhaie vor, z.B. im Indian River System bei Cape Kanaveral in Florida.

Teilweise im Süßwasser lebende Populationen:

Nicaraguahai (Carcharhinus nicaraguensis)

Dieser Bullenhai lebt zeitweise im Nicaraguasee und wird manchmal als eigene Art beschrieben, die aber wissenschaftlich nicht anerkannt ist.

In den 1960er Jahren stellte man fest, dass Nicaraguahaie ähnlich wie Lachse die Stromschnellen des Flusses San Juan überwinden können. Somit stehen sie im Austausch mit der Karibischen See. Haie, die im Nicaraguasee markiert wurden, wurden 7 bis 11 Tage später in der Karibik gefangen.

Der Migrationszyklus der Nicaraguahaie wurde in Langzeitstudien von 1960 bis 1982 untersucht. Die größte Populationsdichte existiert im Unterlauf des San Juan und an der Mündung des Rio Colorado in Costa Rica.

Die Vermehrung erfolgt im Brackwasser und nicht im See. Nur 10 bis 12 % der Bullenhaie, die in den San Juan aufsteigen, gelangen in den Nicaraguasee, da viele Tiere von Berufsfischern wegen ihrer Haut, Rückenflossen und ihres Fleisches herausgefangen werden.

Im Jahr 1975 erließ die Regierung Costa Ricas zahlreiche Schutzmaßnahmen für den Bullenhai, und die Fangquote lag im Jahr 1980 bei 113 Tonnen pro Jahr. Die Bestände haben dennoch rapide abgenommen, da es aufgrund des Vermehrungszyklus, der langen Tragezeit und der geringen Nachkommenschaft vermutlich 20 Jahre dauern wird, bis sich die Population erholt.

Zambesihai

Der Zambesihai ist Im Unterschied zum Nicaraguahai eine lokale Unterart des Bullenhais. Er kommt in den wärmeren, stark getrübten Küstenflüssen der Regionen KwaZulu-Natal, Ostkap und Mosambik vor.

Bei Hochwasser in der Transkei finden Zambesihaie reichlich Nahrung in Form von verendeten Weidetieren, die flussabwärts gespült werden. Sie dringen dabei weit in die Flusssysteme vor.

Der Bullenhai ist als opportunistischer Räuber bekannt, der sich auf seinen Jagdzügen nicht auf eine bestimmte Beute spezialisiert hat. In den Sommermonaten stellt er auch für Menschen eine Bedrohung dar.

Ganges-Bullenhai

Eine weitere Unterart des Bullenhais kommt im Unterlauf des Ganges in Indien vor. Sie wird häufig mit dem Gangeshai (Glyphis gangeticus) verwechselt.

Die häufigen Überschwemmungen und die indischen Bestattungsriten können zu Unfällen führen, da Bullenhaie die Flussläufe hochschwimmen, um nach Kadavern zu suchen.


Fortpflanzung

Bullenhai (Maul)

Bullenhai im Mississippi

Der Bullenhai (Carcharhinus leucas) ist lebendgebärend (vivipar) mit Dottersackplazenta.

Männchen werden mit etwa 10 Jahren geschlechtsreif, Weibchen mit etwa 12 Jahren.

Während der Paarungszeit im Spätsommer/Herbst beißen sich die Männchen in den Flossen der Weibchen fest, um sich mit ihnen zu paaren.

Nach einer Tragzeit von 10-12 Monaten bringen die Weibchen in Flussmündungen oder Lagunen 1-13 Junge zur Welt, die bei der Geburt bereits ca. 80 cm lang sind.

Da keine andere Haiart im Süßwasser überleben kann, können die Jungtiere dort gefahrlos aufwachsen.


Nahrung

Der Bullenhai (Carcharhinus leucas) ernährt sich hauptsächlich von Knochenfischen, anderen Haien (auch Bullenhaien) und Rochen, aber auch von Mollusken (Weichtieren) und Krebstieren. Bullenhaie "stoßen" ihre Beute an und machen "Testbisse" (wie der Weiße Hai). Sie jagen meist in trübem Wasser, um schlechter gesehen zu werden.


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