Fisch-Familien
Familie:
Buntbarsche (Cichlidae)
Ordnung:
Buntbarsche
(Cichliformes)
Klasse:
Knochenfische (Osteichthyes)
Die Buntbarsche (Cichlidae) oder Cichliden sind eine Fischfamilie aus der Gruppe der Barschverwandten (Percomorpha).
Die Verwandtschaft der Familien wird durch die Anatomie der Schlund- und Kiemenregion gestützt.
In der Evolutionsforschung hat die Untersuchung der Cichliden interessante Erkenntnisse über die Mechanismen der Artbildung erbracht.
Die Evolution der Buntbarsche des Viktoriasees und ihrer Verwandten in den benachbarten Seen gilt heute als Modell für eine relativ rasche Artenentwicklung.
Buntbarsche (Cichliformes) bewohnen mit etwa 900 beschriebenen Arten den größten Teil des tropischen Afrikas, weitere 400 bisher unbeschriebene Arten werden hier vermutet.
Allein in den ostafrikanischen Seen Malawi, Tanganjika (350 Arten) und Viktoria (250–350 Arten) gibt es mehrere hundert Buntbarscharten.
Hier bilden sie den Hauptbestandteil der Fischfauna.
In Mittel- und Südamerika leben etwa 400 Arten, vier auf Kuba und Hispaniola, eine auch in Texas. 17 Arten, die in ihrem Bestand stark gefährdet sind, leben auf Madagaskar.
In Asien sind die Buntbarsche nur mit 11 bis 12 Arten vertreten: 3 in Südindien und Sri Lanka, 1 im Südiran (Iranocichla hormuzensis) und 7 bis 8 in Israel und Jordanien (Jordantal).
Buntbarsche aus Indien, Madagaskar, Kuba und Hispaniola kommen auch im Brackwasser vor. Einige Arten haben sich als Neozoen weit verbreitet. Der Mosambik-Buntbarsch (Oreochromis mossambicus) und noch mehr der Niltilapia (Oreochromis niloticus) wurden aus fischereiwirtschaftlichen Gründen (Aquakultur) in viele tropische Länder eingeführt.
Ihre Verwilderung in verschiedenen Ländern hat negative ökologische Auswirkungen, da sie einheimische Arten verdrängen. Ein weiterer Buntbarsch, der Chanchito (Australoheros facetum) aus dem Süden Brasiliens und dem Norden Argentiniens, hat sich auch in Europa im Süden Portugals und Spaniens ausgebreitet und kommt inzwischen sogar in einigen deutschen Seen (Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen) vor.
Die Größe der Buntbarsche reicht von 3 cm (Apistogramma) bis zu 80 cm (Boulengerochromis, Cichla).
Ihre Grundform ist oval, etwas langgestreckt und seitlich abgeflacht, ähnlich wie beim Roten Buntbarsch (Hemichromis bimaculatus) in der Taxobox.
Angepasst an den jeweiligen Lebensraum kann die Körperform aber auch stark von der Grundform abweichen.
So sind Diskusfische und Skalare, die im Orinoco- und Amazonasbecken zwischen Stelzwurzeln leben, scheibenförmig, die Skalare haben zudem stark erhabene Rücken-, After- und Bauchflossen.
Andere Buntbarsche sind hechtförmig (Crenicichla) oder langgestreckt (Teleogramma oder Julidochromis, die in Felsspalten jagen). Die Buntbarsche der Livingstone-Fälle oder der Sandufer des Tanganjikasees ähneln den Grundeln.
Zwischen diesen extremen Arten gibt es zahlreiche Übergangsformen. Die Maulform ist an die unterschiedlichsten Ernährungsweisen angepasst. Sie reicht von tief gespalten bei räuberischen Arten (z. B. Crenicichla) bis zu stark unterständig und spezialisiert auf das Abraspeln von Felsaufwuchs (z. B. Labeotropheus).
Im Gegensatz zu den meisten anderen Fischen haben Cichliden nur ein Nasenloch auf jeder Seite des Kopfes.
Die Seitenlinie ist unterbrochen, der vordere Teil verläuft auf der oberen Körperhälfte parallel zur Rückenkrümmung, der hintere Teil auf der Seitenmitte bis zum Schwanzflossenstiel. Entlang der Seitenlinie befinden sich 20 bis 50 Schuppen, in Ausnahmefällen mehr als 100.
Die einzige Rückenflosse ist deutlich in einen hartstrahligen und einen weichstrahligen Teil gegliedert.
Sie wird von 7 bis 25 Flossenstacheln und 5 bis 30 Weichstrahlen gestützt.
Die Afterflosse hat meist drei Flossenstacheln (bei wenigen Arten auch 4 bis 9, bei Etroplus 12 bis 15) und 4 bis 15 Weichstrahlen, in Ausnahmefällen auch mehr als 30.
Die Schwanzflosse ist meist abgerundet oder endet gerade, in vielen Fällen, manchmal nur bei Milchnerfischen, mit fadenförmigen Auswüchsen oben und unten. Nur wenige Buntbarsche haben eine gegabelte Schwanzflosse.
Die Ernährung der Buntbarsche (Cichliformes) ist sehr vielfältig. So reichen ihre Erscheinungsformen von generalistischen Räubern über Planktonfresser, Aufwuchsfresser, Pflanzenfresser bis hin zu Larvenfressern.
Einige wenige Arten sind sogar darauf spezialisiert, die Schuppen oder sogar die Augen anderer Fische zu fressen. In den Seen des ostafrikanischen Grabenbruchs ist die Nahrungseinnischung besonders deutlich.
Männliche Fische (Milchner) der Art Oreochromis mossambicus reagieren in der Regel äußerst aggressiv, wenn Artgenossen in ihr Revier eindringen. In dem immer folgenden Revierkampf gegen die Eindringlinge steigt bei ihnen die Konzentration von Sexualhormonen im Blut deutlich an.
Die Konzentration dieser Androgene steigt aber nicht nur bei den Kämpfern, sondern auch bei anderen Männchen, die dem Kampf zuschauen.
Portugiesische Wissenschaftler um Rui Oliviera von der Hochschule für angewandte Psychologie in Lissabon (Portugal) haben in verschiedenen Experimenten herausgefunden, dass Revierkämpfer ihre Hormonproduktion vor allem dann steigern, wenn sie aufgrund der geringeren Größe oder einer sichtbaren Verletzung des Gegners gute Chancen haben, den Kampf zu gewinnen.
Können sie ihre Erfolgsaussichten jedoch nicht klar einschätzen, verändert sich ihre Hormonkonzentration nicht.
Die meisten Arten der Buntbarsche (Cichliformes) zeigen ein für Fische recht ausgeprägtes Brutpflegeverhalten sowohl für die Eier als auch für die Larven.
Man unterscheidet Substratlaicher (Offenlaicher und Höhlenlaicher) und Maulbrüter. Buntbarsche beschützen die Eier, indem sie Feinde von Gelegen und Larven fernhalten und die Eier durch „Lutschen“ und Fächeln reinigen.
Je umfangreicher und damit erfolgversprechender die Brutpflege ist, desto weniger Eier werden gelegt. Die Brutpflege dauert oft mehrere Wochen. Bei einigen der im Tanganjikasee vorkommenden Arten beteiligen sich sogar die älteren Geschwister an der Aufzucht der jüngeren.
Je nachdem, in welcher Form sich die Elternfische an der Brutpflege beteiligen, unterscheidet man folgende Familienformen:
häufige Krankheiten bei Buntbarschen (Cichlidae):
Die Buntbarsche werden traditionell mit einigen Meeresfischen in die Unterordnung der Lippfischartigen (Labroidei) innerhalb der Ordnung der Barschartigen (Perciformes) gestellt. Die Verwandtschaft der Familien wird durch die Anatomie der Schlund- und Kiemenregion gestützt.
DNA-Sequenzierungen zeigen jedoch keine Verwandtschaft zwischen Lippfischen, Papageifischen und Odaciden einerseits und Buntbarschen, Brandungsbarschen und Riffbarschen andererseits. Die ähnliche Schädelanatomie muss zweimal unabhängig voneinander entstanden sein.
Für die Buntbarsche, die Ährenfischverwandten, die Brandungs- und Riffbarsche und einige andere verwandte Taxa wird daher eine neue systematische Gruppe innerhalb der Percomorpha vorgeschlagen, die Ovalentaria.
Als Schwestergruppe der Buntbarsche wurde überraschenderweise Pholidichthys identifiziert, eine nur zwei Arten umfassende Gattung und Familie aalartiger, langgestreckter Meeresfische, die mit den Buntbarschen ein einzelnes Nasenloch auf jeder Kopfseite, ein paariges Haftorgan auf der Kopfoberseite der Larven und die intensive Brutpflege teilen.
Als neue Ordnung für die Buntbarsche wurde in der letzten Revision der Knochenfischsystematik die nach den Buntbarschen benannte Ordnung Cichliformes vorgeschlagen, die monotypisch ist, also nur die Buntbarsche als einzige Familie enthält. Die Cichliformes und die Pholidichthyiformes (für Pholidichthys) bilden die Überordnung Cichlomorphae.
Die Buntbarsche werden in 4 Unterfamilien und in eine Reihe von Triben eingeteilt. An der Basis des Stammbaums stehen die in Indien und Madagaskar lebenden Etroplinae und die madagassischen Ptychochrominae.
Die weit über 1200 Arten der afrikanischen Buntbarsche gehören alle zur Unterfamilie Pseudocrenilabrinae, die süd- und mittelamerikanischen zur Unterfamilie Cichlinae.
Es gibt über 1.750 Arten aus etwa 240 Gattungen:
Literaturhinweise:
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