Fischlexikon: Weißer Schaufelstör (Scaphirhynchus albus)

Übersicht

Weißer Schaufelstör (Scaphirhynchus albus)

Der Weiße Schaufelstör (Scaphirhynchus albus) ist ein Süßwasserfisch, der max. ca. 200 cm lang und 130 kg schwer werden kann.

Sein Vorkommen beschränkt sich auf das Mississippi Flusssystem inkl. aller größeren Zuflüsse (Missouri River, Platte River, Yellowstone River usw.) in Nordamerika. Die Ausdehnung seiner Verbreitung beträgt ca. 6.000-6.500 km.

Der Weiße Schaufelstör wird vom U.S. Fish and Wildlife Service als gefährdete Art eingestuft und befindet sich außerdem auf der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN.

Durch die starke Gewässerverbauung (Flussbegradigungen und Staustufen) und Kanalisierung des Mississippi River (ca. 50% seiner Heimatgewässer wurden bereits kanalisiert) wurde die Wasserströmung verringert, außerdem wird weniger Kies am Gewässergrund abgelagert - beides Voraussetzungen für den Weißen Schaufelstör zum erfolgreichen Laichen.

Außerdem war der Weiße Schaufelstör lange Zeit ein beliebter Zielfisch bei Sportanglern, was die Bestände weiter reduzierte. Seit 1990 wird der Weiße Schaufelstör in Zuchtanlagen künstlich vermehrt und seit dem Jahr 2000 werden junge Weiße Schaufelstöre im Missouri River ausgesetzt und deren Lebensweise anhand von Markierungen (z.B. PIT-Tags) erforscht.

Merkmale

Weißer Schaufelstör (Scaphirhynchus albus)

wichtige Merkmale des Weißen Schaufelstörs:

• der Weiße Schaufelstör besitzt einen langgestreckten und spindelförmigen Körperbau, wobei der vordere Körper einschl. Kopf wesentlich breiter sind als der hintere
• die Körperfärbung des Weißen Schaufelstörs variiert am Rücken und den Körperseiten von hell-bläulich über hell-bräunlich bis hellgrau
• die Bauchseite des Weißen Schaufelstörs ist meist schmutzig-weiß gefärbt
• sein langes, breites Rostrum (Schnauze) ist spatelförmig geformt
• auf der Unterseite der Schnauze sitzen vor dem Mund 4 stark gesägte Barteln, wobei die beiden äußeren Bartfäden wesentlich länger sind als die beiden inneren und hinter den inneren ansetzen. Auf der Schnauze sitzen Sinnesorgane (Elektrorezeptoren), mit deren Hilfe selbst schwache elektrische Felder und kleine Temperaturunterschiede wahrgenommen und Beutetiere geortet werden können
• die Lippen des unterständigen und ausstülpbaren Mauls sind wulstig ausgebildet, seine Unterlippe ist nicht mittig unterbrochen und mit 4 Warzen besetzt
• vor jedem Auge befinden sich 2 Nasenlöcher: ein längliches bzw. ovales direkt vor dem Auge und darüber ein rundes. Ein Spiraculum (Spritzloch) ist beim Weißen Schaufelstör nicht vorhanden
• auch der Körper des Weißen Schaufelstörs ist mit 5 Längsreihen von Knochenplatten besetzt: 1 Reihe mit 14-19 Knochenplatten verläuft entlang des Rückens, auf den Körperseiten verläuft jeweils 1 Längsreihe mit 39-48 Knochenplatten entlang der Seitenlinie und auf der Bauchseite verlaufen an den Bauchkanten jeweils 1 Längsreihe mit 7-13 Knochenplatten. Die Knochenplatten auf der Bauchseite sind sehr klein und meistens nicht sichtbar
• diese Knochenschilder sind rhombisch geformt und mit einer glänzenden Schicht aus Ganoin (Schmelz) überzogen (Ganoidschuppen oder Schmelzschuppen)
• der Weiße Schaufelstör besitzt einen sehr langen Schwanzstiel, der vollständig von Knochenplatten bedeckt ist
• die Schwanzflosse des Weißen Schaufelstörs ist heterocerk geformt: der obere Schwanzflossenlobus ist stark verlängert, fadenartig ausgezogen und nach oben gebogen. Dadurch erzeugt die Schwanzflosse beim Schwimmen einen stetigen Auftrieb

Verwechslungsarten: Die Gattung Scaphirhynchus unterscheidet sich von der Gattung Pseudoscaphirhynchus durch die 4-lappige Unterlippe, die gefransten Barteln und den verlängerten Schwanzstiel, der vollständig von Knochenplatten bedeckt ist.

Größe

Der Weiße Schaufelstör (Scaphirhynchus albus) wird maximal ca. 200 cm lang, die durchschnittliche Länge beträgt ca. 80 cm. Das max. publizierte Gewicht beträgt 130 kg (fischbase.org).

Maximales Alter

Der Weiße Schaufelstör (Scaphirhynchus albus) kann über 50 Jahre alt werden.

Lebensweise, Lebensraum, Vorkommen

Die Verbreitung des Weißen Schaufelstörs beschränkt sich auf das Mississippi Flusssystem inkl. aller größeren Zuflüsse (Missouri River, Platte River, Yellowstone River usw.) in Nordamerika. Die Ausdehnung seiner Verbreitung beträgt ca. 6.000-6.500 km.

Weiße Schaufelstöre lieben moderat bis schnell fließende Gewässer (0,33 bis 2,5 Meter pro Sekunde). Sie bevorzugen außerdem trübe Gewässern und Wassertiefen zwischen 1 und 8 m. Die Bodenbeschaffenheit sollte sandig, kann aber auch überwiegend felsig sein. Weiße Schaufelstöre können am Tag bis zu 21 km (9,2 km/h) zurücklegen.

Fortpflanzung

Weißer Schaufelstör (Scaphirhynchus albus)

Der Weiße Schaufelstör (Scaphirhynchus albus) wird erst sehr spät geschlechtsreif: Männchen werden mit einer Länge von ca. 50-60 cm und einem Alter von ca. 5-9 Jahren, Weibchen mit einer Länge von 60-95 cm und einem Alter von ungefähr 10-15 Jahren.

Die Reproduktionsintervalle liegen bei den Männchen zwischen 2-3 und bei den Weibchen zwischen 5-9 Jahren.

Zum Ablaichen benötigt er langsam fließende Gewässer mit felsigen, harten Untergründen, was er durch die Flussbegradigungen bzw. Kanalisierungen in den USA mittlerweile nur noch selten vorfindet.

Bei den Laichwanderungen kann der Weiße Schaufelstör bis zu 120-140 km zurücklegen. Das Ablaichen findet zwischen Mai und Juni bei Hochwasser im Hauptstrom statt. Ein Rogner kann bis zu 170.000 Eier tragen, was mehr als 11% des Körpergewichts ausmacht.

Die Eier der Störe besitzen eine dunkle Pigmentierung und einen großen Dottersack. Sie besitzen viele Spalten in der Eihülle, durch die die männlichen Spermien in die Eizelle (Chorion) eindringen können.

Die jungen Störe schlüpfen nach der Befruchtung je nach Wassertemperatur nach 5 bis 8 Tagen und sind bei der Geburt ca. 8-10 mm lang. Sie ernähren sich zunächst von ihrem großen Dottervorrat und beginnen nach ca. 10 Tagen mit der aktiven Nahrungsaufnahme.

Nahrung

Markierung mit PIT-Tags

Der Weiße Schaufelstör (Scaphirhynchus albus) ist ein am Gewässergrund lebender Fisch.

Mit seinem unterständigen und vorstülpbaren Maul nimmt er seine Beute direkt am Gewässergrund auf.

Über seine Ernährungsgewohnheiten ist bisher nur wenig bekannt.

Untersuchungen haben ergeben, dass sich diese Störart saisonbedingt ernährt: zu bestimmten Jahreszeiten wurden verschiedene Insektenarten verzehrt, zu anderen Jahreszeiten verschiedene Kleinfische wie z.B. Elritzen (Phoxinus phoxinus).

Adulte Exemplare des Weißen Schaufelstörs ernähren sich gemäß dieser Studien zu 82% von kleinen Fischen, der Rest bestand aus Insekten und pflanzlichem Futter.