Lebensweise, Lebensraum, Vorkommen
Kabeljau oder Dorsch (Gadus morhua)
Das Verbreitungsgebiet des Atlantischen Kabeljaus ist von der Ungava Bay in Kanada entlang der nordamerikanischen Küste bis nach Cape Hatteras bei North Carolina im westlichen Atlantik, die Ost- und Westküste von Grönland, Island, von der Barentssee einschließlich der Region um die Bäreninsel entlang der europäischen Küste bis zum Golf von Biskaya.
Das Habitat des Atlantischen Kabeljaus ist von der Küstenlinie bis zum Kontinentalschelf.
Der Atlantische Kabeljau oder Dorsch ist ein schwarmbildender Fisch, es existieren stationäre und wandernde Formen.
Der Atlantische Kabeljau lebt in der Regel in Tiefen von ungefähr 150-200 m, er wurde jedoch schon in einer Wassertiefe von 1.000 m gefunden. Junge Kabeljaue findet man eher in Wassertiefen von ca. 10-40 m, ältere Exemplare leben in tieferen und kälteren Regionen. Er verträgt jeden Salzgehalt (Salinität) von sehr schwach salzigem Brackwasser bis zu reinem Meerwasser mit einem Salzgehalt von etwa 3,5 %.
Angeln auf Skrei in Norwegen (11:24)
Kabeljaue aus Neufundland, Island und Norwegen
Atlantische Kabeljaue der großen Wanderbestände vor Neufundland, Island und Norwegen erreichen ihre Geschlechtsreife mit 6-14 Jahren (in der Regel mit 7-12 Jahren), einem Gewicht von ca. 3,5-8 kg und einer Länge von 70-95 cm. Bestände, die in der Nähe von Küsten aufwachsen, wachsen schneller und werden daher auch schneller geschlechtsreif.
Dänische Kabeljaue
So sind Kabeljaue aus Gewässern in Dänemark bereits mit ungefähr 3 Jahren geschlechtsreif, in Norwegen mit ca. 5 Jahren. Durch den starken kommerziellen Fischereidruck werden Kabeljaue, die ihre Geschlechtsreife erst spät erreichen, bereits vor dem ersten Ablaichen gefangen.
Populationen, die früher geschlechtsreif werden, sind dadurch begünstigt. In der Nordsee werden Kabeljaue mittlerweile im Alter von 3-4 Jahren und einer Länge von ungefähr 40-60 cm geschlechtsreif.
Kabeljaue aus der Barentssee (Lodden-Kabeljau)
Die noch nicht geschlechtsreifen arktisch-norwegischen Kabeljaue der Barentssee werden als "Lodden-Kabeljau" bezeichnet, da sie den Laichwanderungen der Lodde (Mallotus villosus) folgen.
Diese Kabeljaue treffen im Frühling von April bis Juni vor der nordöstlichen Küste Norwegens (der Finnmark) ein und werden dort als "Frühlings-Kabeljaue" gefangen. Sobald diese Fische die Geschlechtsreife erlangt haben, werden sie in Norwegen "Skrei (Wanderkabeljau)" genannt.
Im Herbst wandern dann diese Bestände aus der Barentssee zu den Lofoten (Norwegen) und erreichen dann zwischen Januar und Februar ihre Laichgründe. Diese Kabeljaue laichen in einer Tiefe von ca. 80 Meter. Nach dem Ablaichen wandern diese Bestände im April wieder in die Barentssee zurück.
Kabeljaue aus Island
Diese Kabeljaue laichen vor der Südwestküste Islands. Ihre Lebensweise ähnelt den arktisch-norwegischen Populationen. Durch Markierung einzelner Fische konnte belegt werden, dass der isländische Kabeljau bei seinen Wanderungen große Entfernungen zurücklegt und bis nach Westgrönland und die Barentssee wandert.
Der Grönland-Kabeljau (Gadus ogac) stammt aus der isländischen Population und manchmal vermischen sich diese beiden Populationen.
Nordsee-Kabeljaue laichen an mehreren Stellen, hauptsächlich jedoch in der westlichen und südlichen Nordsee. Im Brackwasser der Ostsee beschränken sich die Laichplätze auf die südlichen, tieferen Bereiche. Dort ist die Salinität (der Salzgehalt) hoch genug, damit die Eier in den oberen Wasserschichten im Freiwasserbereich treiben.
Jahre, in denen nur eine geringe Salzwasserzuführung von der Nordsee durch das Kattegat (Meeresgebiet zwischen Jütland (Dänemark) und der schwedischen Westküste) in die Laichgebiete der Ostsee erfolgt, wirken sich verhängnisvoll auf den Nachwuchs dieser Kabeljaue aus: der Fischlaich sinkt dadurch in salz- und sauerstoffarmes Tiefenwasser und stirbt ab.
Durch die natürlichen Schwankungen des Salzgehaltes der Ostsee schwanken dementsprechend auch die Nachwuchsbestände der Nordsee-Kabeljaue.