Fischlexikon der Salzwasserfische: Weißspitzen-Hochseehai


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deut. Name:
Weißspitzen-Hochseehai
sonst. Name:
Hochsee-Weißflossenhai
engl. Name:
Oceanic whitetip shark
 
(Grundhaie)
Familie:
 
(Requiemhaie)
Gattung+Art:
Carcharhinus longimanus

Einträge:
1275

Info

Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus)

Weißspitzen-Hochseehai von unten

Der Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus), auch Hochsee-Weißflossenhai genannt, ist ein Meeresfisch aus der Familie der Requiemhaie (Carcharhinidae).

Der Weißspitzen-Hochseehai kann eine Länge von etwa 400 cm erreichen und zählt damit zu den größten Haiarten. Sein englischer Name lautet „Oceanic whitetip shark”.

Dieser Hai kommt weltweit zwischen dem 45. und 43. Breitengrad vor und lebt in offenen Ozeanen mit einer Temperatur von über 18 °C.

Er verbringt die meiste Zeit in den oberen Schichten des Ozeans bis zu einer Tiefe von 150 Metern und bevorzugt küstenferne Bereiche.

Der Weißspitzen-Hochseehai ist normalerweise ein Einzelgänger, obwohl man auch größere Ansammlungen dieser Haie in nahrungsreichen Gebieten beobachtet hat. Er ist tag- und nachtaktiv.

Er bewegt sich normalerweise langsam und schwimmt in offenen Gewässern nahe der Wasseroberfläche. Im Sommer, wenn sich die Meeresoberfläche erwärmt, schwimmen diese Haie schneller und in größeren Tiefen.

Angriffe auf Menschen

Insgesamt wurden zwischen 12 Angriffe des Weißspitzen-Hochseehais auf Menschen registriert. Drei dieser Angriffe endeten tödlich.

Im Jahr 2010 war ein Weißspitzen-Hochseehai an mehreren Bissen von Touristen im Roten Meer nahe Sharm El Sheikh (Ägypten) beteiligt. Dies hatte einen Todesfall und vier Verletzte zur Folge. Es gab mehrere Hinweise darauf, dass dieser Hai darauf konditioniert war, mit der Hand gefüttert zu werden.

Im Oktober 2019 griff ein Weißspitzen-Hochseehai eine Schnorchlerin vor Mo’orea (Französisch-Polynesien) an, die den Angriff jedoch überlebte. Laut Augenzeugenberichten und Untersuchungen der Bisse verhielt sich der Hai wie ein Raubtier, das seine Beute angreift.

Der französische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau stuft den Weißspitzen-Hochseehai als die für den Menschen gefährlichste Haiart ein. Hier findet ihr weitere Informationen über die gefährlichsten Raubfische der Welt.

Bedrohung und Schutz des Weißspitzen-Hochseehais

Der Weißspitzen-Hochseehai war einst sehr häufig und weit verbreitet. Er bewohnt noch immer ein breites Gebiet rund um den Globus. Neuere Studien deuten jedoch darauf hin, dass sein Bestand drastisch zurückgegangen ist.

Diese Haie sind hauptsächlich durch die Fischerei bedroht, bei der sie manchmal absichtlich, meist aber als Beifang gefangen werden. Sie fallen Langleinen, Hakenleinen, Kiemennetzen und Schleppnetzen zum Opfer. Sie werden wegen ihrer Flossen und ihres Fleisches befischt.

Seit 2019 wird der Weißspitzen-Hochseehai auf der Roten Liste der IUCN als vom Aussterben bedroht geführt, da seine Population in allen von ihm bewohnten Meeresregionen zurückgegangen zu sein scheint. Obwohl die weltweite Gesamtpopulation unbekannt ist, wird ein Rückgang von etwa 98 Prozent angenommen.


Maximales Alter

Das Höchstalter des Weißspitzen-Hochseehais (Carcharhinus longimanus) beträgt Berichten zufolge etwa 22 Jahre.


Merkmale

Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus)

Weißspitzen-Hochseehai von vorne

wichtige Merkmale des Weißspitzen-Hochseehai:

  • der Weißspitzen-Hochseehai hat den für die Requiemhaie typischen Körperbau, wobei häufig ein leichter Buckel ausgebildet ist
  • seine lange, breit abgeflachte Schnauze ist in der Aufsicht stark abgerundet
  • das breite Maul des Weißspitzen-Hochseehais ist von unten betrachtet parabolisch geformt
  • Labialfalten (Hautlappen an den Mundwinkeln) sind nicht vorhanden
  • der Weißspitzen-Hochseehai besitzt zwei Zahnformen:
  • die Zähne im Unterkiefer (Mandibula) sind dünner und haben eine gezähnte Spitze
  • die Zähne im Oberkiefer sind dagegen dreieckig, jedoch viel größer und breiter und haben vollständig gezähnte Ränder
  • der Unterkiefer hat auf jeder Kieferhälfte 13 bis 15 Zähne, der Oberkiefer 14 oder 15. Die Zähne sind nahezu flach und breit und haben typischerweise fünf bis sieben Leisten. Sie überlappen sich kaum
  • die relativ kleinen und runden Augen des Weißspitzen-Hochseehais sind mittig am Kopf angeordnet und besitzen eine Nickhaut
  • seine Nasalgruben sind klein und er besitzt kein Spritzloch (Spiraculum)
  • er besitzt 5 Kiemenspalten, wobei der dritte und vierte Kiemenschlitz über dem Ansatz der Brustflossen liegt
  • im Gegensatz zu fast allen anderen Haiarten sind seine Flossen sehr lang und abgerundet
  • dies trifft besonders auf die erste Rückenflosse und die sehr großen, flügelartigen Brustflossen zu
  • seine erste Rückenflosse beginnt unmittelbar hinter den Brustflossen. Sie ist deutlich größer als die zweite
  • ein nur wenig entwickelter Interdorsalkamm kann vorhanden sein
  • eine stark nach hinten konkav gebogene Afterflosse ist vorhanden. Sie ist größer als die zweite Rückenflosse und in einer langen Spitze ausgezogen
  • der obere Schwanzflossenlobus ist deutlich größer als der untere
  • der Rücken des Weißspitzen-Hochseehais ist gräulich-braun bis bronzefarben. Diese Färbung kann jedoch regional variieren. Die Bauchseite ist weißlich bis gelblich-cremefarben
  • wie der Name schon sagt, haben die meisten seiner Flossen (Rücken-, Brust-, Becken- und Schwanzflossen) weiße Spitzen
  • neben weißer Spitzen können die Flossen gesprenkelt sein und junge Exemplare können schwarze Flecken aufweisen
  • zwischen der ersten und zweiten Rückenflosse kann ein sattelförmiger Fleck zu sehen sein.

Größe

Der bisher größte gefangene Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus) war über vier Meter lang, obwohl diese Haie normalerweise lediglich bis zu drei Meter lang und 150 Kilogramm schwer werden. Das bisher schwerste bekannte Exemplar wog 167,5 Kilogramm.

Weibchen werden normalerweise 10 cm länger als die Männchen. In den 1950er Jahren wogen Weißspitzen-Hochseehaie im Golf von Mexiko im Durchschnitt 86,4 kg, in den 1990er Jahren nur noch 56,1 kg.


Lebensweise, Lebensraum, Vorkommen

Der Weißspitzen-Hochseehai (C. longimanus) ist weltweit in den Gewässern zwischen dem 45. und 43. Breitengrad verbreitet.

Er lebt in tiefen, offenen Ozeanen mit einer Temperatur von über 18 °C in Tiefen bis etwa 180 Metern.

Er bevorzugt Wassertemperaturen zwischen 20 °C und 28 °C, er wurde aber auch schon in Gewässern mit nur 15 °C gefunden.

Dies trifft auf den westlichen Atlantik von Maine (USA) bis Argentinien zu, einschließlich der Karibik und des Golfs von Mexiko.

Im Mittelmeer ist der Weißspitzen-Hochseehai nur sehr selten anzutreffen. Die Haie wandern über die Straße von Gibraltar oder den Suezkanal ins Mittelmeer ein.

In einem der Kanäle Venedigs wurde 1978 ein 2,50 Meter langes Exemplar gefangen. Im Jahr 1998 wurde vor Martigues (Frankreich) ein etwa drei Meter langer Weißspitzen-Hochseehai von einem Taucher gesichtet.

Der Weißspitzen-Hochseehai verbringt die meiste Zeit in den oberen Schichten des Ozeans, bis zu einer Tiefe von etwa 180 Metern, und bevorzugt küstenferne, tiefe Gebiete.

Daten aus dem Langleinenfang zeigen , dass eine zunehmende Entfernung vom Land mit einer größeren Population dieser Haie einhergeht. Manchmal findet man ihn auch in Küstennähe in nur 37 Meter tiefen Gewässern, hauptsächlich in der Nähe von ozeanischen Inseln und schmalen Kontinentalschelfen.


Fortpflanzung

Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus)

Weißspitzen-Hochseehai mit Pilotbarschen

Der Weißspitzen-Hochseehai (C. longimanus) ist wie andere Arten der Gattung lebendgebärend (vivipar) und bildet eine Dottersack-Plazenta.

Die Paarung und Geburt scheinen im nordwestlichen Atlantik sowie im südwestlichen Indischen Ozean im Frühsommer stattzufinden.

Im Pazifik wurden hingegen das ganze Jahr über Weibchen mit Embryonen gefunden, was auf eine längere Paarungszeit dort schließen lässt.

Die zwei bis vierzehn Junghaie kommen nach einer Tragzeit von etwa neun bis zwölf Monaten auf die Welt, wobei die älteren Weibchen mehr Junge haben. Die Weibchen gebären ihre Jungtiere in seichten Küstengebieten mit trübem Wasser.

Im nordwestlichen Atlantik werden junge Weißspitzen-Hochseehai mit einer Körperlänge von 65–75 cm geboren, während sie vor Südafrika bei der Geburt 60–65 cm lang sind. Im Pazifik sind Neugeborene durchschnittlich 45–55 cm lang. Bis zu einer Größe von 120 cm besitzen die jungen Haie noch schwarze Flossenspitzen.

In einer Population vor der Küste Brasiliens wuchsen diese Haie anfangs durchschnittlich 25,2 cm pro Jahr. In den folgenden vier Jahren verringerte sich das Wachstum auf 13,6 cm pro Jahr und im fünften Jahr auf 9,7 cm.

Beide Geschlechter erreichen mit einer Länge von 180–190 cm und im Alter von sechs und sieben Jahren die Geschlechtsreife. Im Pazifik scheinen diese Haie bereits mit vier bis fünf Jahren geschlechtsreif zu werden.


Nahrung

komplettes Gebiss

komplettes Gebiss

Der Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus) ernährt sich hauptsächlich von pelagischen Kopffüßern, beispielsweise von Kalmaren, sowie von Knochenfischen wie z.B. Riemenfischen, Barrakudas, Stachelmakrelen, Goldmakrelen, Schwertfischen und Thunfischen.

Die Nahrung des Weißspitzen-Hochseehais kann jedoch weitaus vielfältiger und weniger selektiv sein. So frisst er beispielsweise auch Stachelrochen, Meeresschildkröten, Seevögel , Schnecken, Krebstiere und Kadaver von Meeressäugern.

Eine seiner Fressmethoden besteht darin, mit offenem Maul Thunfischschwärme zu durchqueren, sodass die Fische direkt in sein Maul hineinschwimmen.

Als der Walfang in warmen Gewässern noch üblich war, waren Weißspitzen-Hochseehaie die häufigsten Aasfresser schwimmender Kadaver. Dies könnte erklären, warum sie manchmal auch als „Walfängerhaie“ bezeichnet werden.

Unterkiefer des Weißspitzen-Hochseehais

Unterkiefer des Weißspitzen-Hochseehais

Weißspitzen-Riffhaie konkurrieren häufig mit Seidenhaien um Nahrung, was ihren vergleichsweise gemächlichen Schwimmstil in Kombination mit aggressivem Verhalten erklärt.

Sie sind auch dafür bekannt, Grindwalen zu folgen, da sich beide Arten von Kalmaren ernähren.

Saugnapfnarben auf der Haut eines vor Hawaii gefilmten Weißspitzen-Hochseehais deuten darauf hin, dass diese Haie tief genug tauchen können, um große Kalmare wie den Riesenkalmar zu jagen.

Es ist bekannt, dass sich Weißspitzen-Hochseehaie nach Geschlecht und Größe trennen.

Sie geraten häufig in einen Fressrausch. Aufgrund des Überflusses an großen Knochenfischen versammeln sich Weißspitzen-Hochseehaie von Winter bis Frühling in großer Zahl vor Cat Island auf den Bahamas.

Um Hochseefische zu jagen, müssen sie lange Strecken überwinden. Wie andere pelagische Raubfische – zum Beispiel der Seidenhai (Carcharhinus falciformis), der Blauhai (Carcharhinus glaucus), der Tigerhai (Galeocerdo cuvier) oder auch der Weiße Hai (Carcharodon carcharias) - ist auch der Weißspitzen-Hochseehai bei der Auswahl seiner Beutetiere nicht wählerisch. Er attackiert auf der Jagd alle möglichen Beutetiere, die seiner Größe entsprechen (opportunistischer Räuber).


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