Glossar
Der Gemeine Regenwurm (Lumbricus terrestris), auch Tauwurm oder Aalwurm genannt, ist die bekannteste und eine der häufigsten und größten Regenwurmarten Europas.
Der Gemeine Regenwurm ist langgestreckt zylindrisch mit zugespitztem Vorder- und abgeflachtem, stumpfen Hinterende.
Unter der leicht irisierenden Cuticula ist er rötlich bis bräunlich gefärbt, wobei der Rücken in der vorderen Hälfte deutlich dunkler bis braunviolett ist und nach hinten heller wird.
In der Rückenmitte kann das Rückengefäß durchscheinen. Bei geschlechtsreifen Tieren ist von Februar bis August ein heller gefärbter und verdickter Gürtel im vorderen Körperdrittel erkennbar.
Die Art erreicht im geschlechtsreifen Zustand eine Körperlänge von 9 bis 30 oder sogar bis 35 cm. Da dieser Wurm an einer Segmentbildungszone nahe dem Hinterende lebenslang weitere Segmente neu bilden kann, hängt die Körpergröße auch vom Lebensalter des Individuums ab.
Er gehört zu den größten Regenwurmarten Europas, ist aber anhand von Färbungs- und Größenmerkmalen allein nicht sicher von einer Reihe verwandter Arten zu unterscheiden.
Der Körper des Gemeinen Regenwurms ist in bis zu 180, meist 135 bis 150 Segmente unterteilt, deren Zahl mit dem Alter zunimmt und die nahe dem Hinterende gebildet werden.
Die Mundöffnung liegt an der Bauchseite des Kopflappens, der das erste Rückensegment teilt. In jedem Segment liegen vier Borstenpaare – zwei an der Bauchseite und je eines an jeder Flanke. Ab dem siebten oder achten Segment liegen in den Furchen hinter den Segmenten kleine Rückenporen, die allerdings nur bei gestreckten Tieren sichtbar sind.
Die Öffnungen der Samentaschen liegen zwischen dem 9. und 10. und zwischen dem 10. und 11. Segment. Die kleinen unscheinbaren weiblichen Geschlechtsöffnungen liegen am 14., die größeren männlichen am 15. Segment – sie sind bei geschlechtsreifen Tieren von lippenförmigen Wülsten eingefasst, von deren Außenrand aus sich eine Rinne, die dem Samentransport dient (Samenrinne), bis zum Gürtel erstreckt. Dieses erstreckt sich über die Segmente 32 bis 37 und ist sattelförmig mit bauchseitigen Wülsten (Pubertätsleisten) auf beiden Seiten. Am Körperende liegt die senkrechte Afterspalte.
Der Gemeine Regenwurm lebt in Wiesen und Gärten, gräbt bis zu drei Meter tiefe Gänge und durchwühlt den Boden sehr intensiv.
Seine Nahrung besteht zum größten Teil aus noch nicht stark verwesten Pflanzenteilen. Sie werden in die Wohnröhren gezogen und dort verdaut. Der Kot wird später wieder an die Oberfläche gebracht oder auch zur Verfestigung der Gänge verwendet.
Nach ungefähr einem Jahr wird der Tauwurm geschlechtsreif. Die Jungtiere schlüpfen, abhängig von Nahrung und Temperatur, etwa nach einem halben bis zu einem Jahr aus den Kokons.
Der gemeine Regenwurm eignet sich sehr gut als Bioindikator für die Bodenqualität, da er durch das Graben der Gänge Bodenmaterial direkt aufnimmt und als (Re-)Mineralisierer Pflanzenreste frisst. So wird der Tauwurm bereits seit 1985 in der Umweltprobenbank des Bundes (UPB) als Monitororganismus untersucht. Dank seiner relativ geringen Zahl an Neuronen (etwa 300) ist er ein beliebtes Forschungsobjekt im Bereich der Neurobiologie.
Der Gemeine Regenwurm ist in Europa heimisch. In Südost-Europa erreicht seine Verbreitung auf der Balkanhalbinsel noch Nordmazedonien und Bulgarien, er fehlt aber in Griechenland und in der Türkei. Inzwischen kommt er als invasive Art auch in Kanada und den nördlichen USA vor. Durch seinen Konsum von Laub verändert er die Nahrungskette und durch seine Interaktionen mit Samen verändert er die dortige Pflanzenwelt.
Der Gemeine Regenwurm oder Tauwurm ist ein beliebter Angelköder: er eignet er sich als Köder für Aale, Brachsen (Brassen), Schleien, Welse (Waller) und viele andere Fried- und Raubfische.
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