Fischlexikon: die Familie "Süßwasserstechrochen (Potamotrygonidae)"


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Süßwasserstechrochen (Potamotrygonidae)

Systematik

Familie:
Potamotrygonidae
(Süßwasserstechrochen)


Klasse:
Chondrichthyes
(Knorpelfische)

Potamotrygonidae (Süßwasserstechrochen)

Die Süßwasserstechrochen (Potamotrygonidae) sind die einzigen Knorpelfische, die fast ausschließlich im Süßwasser vorkommen.


Verbreitung

Die Süßwasserstechrochen (Potamotrygonidae) leben in Süßwasserflüssen Südamerikas (außer im Flussbecken des Rio São Francisco), welche in den Atlantik oder in die Karibik münden. Viele Arten leben endemisch in einem Fluss bzw. einem Flusssystem.


Anatomie/Merkmale

Die Körperform der Süßwasserstechrochen ist in der Regel rundlich, manchmal auch oval. Süßwasserstechrochen besitzen keine Rücken- und Schwanzflossen.

Auf dem Schwanz der Süßwasserstechrochen sitzen ein oder mehrere gesägte Giftstachel, die mit Widerhaken versehen und von Drüsengewebe (Scheide) umhüllt sind. Sobald der Rochen mit diesem Stachel zusticht, geht diese Scheide verloren und kann nicht wieder regeneriert werden. 2- bis 3-mal pro Jahr werden diese Stachel ausgewechselt: ein neuer Stachel wächst nach und der älteste Stachel wird abgeworfen.

Achtung!
Der Stich eines Stechrochen ist sehr schmerzhaft und kann mehrere Stunden (manchmal sogar Tage) andauern, er ist jedoch grundsätzlich nicht tödlich. Stiche in den Bauch- oder Brustbereich können unter Umständen tödlich enden, zumal bei einem Stich massive Blutungen auftreten. Bei Allergikern besteht die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks. Ein wirksames Gegenmittel ist uns zurzeit nicht bekannt.

Der bekannte australische Dokumentarfilmer Steve Irwin (Crocodile Hunter) wurde durch den Stich eines Stachelrochens direkt in sein Herz getötet. Stechrochen setzen diesen Stachel ausschließlich zur Verteidigung an. Die Stärke des Giftes ist von Art zu Art unterschiedlich.

Früher wurde empfohlen, bei einem Stich die Wunde möglichst schnell in heißem (je heißer, desto besser) Wasser zu baden, um die Eiweißmoleküle des Giftes mit der Hitze zu zerstören. Dies wird mittlerweile jedoch nicht mehr empfohlen.

Bei einem Stich sollte auf jeden Fall Ruhe bewahrt werden und umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Das Gift wird nicht durch den Stachel selbst sondern durch das umgebende Drüsengewebe (Scheide) übertragen.

Süßwasserstechrochen können einen Durchmesser bis 200 cm erreichen. Sie sind in der Regel dunkel gefärbt und besitzen auf ihrer Körperscheibe oftmals meist rundliche Zeichnungsmerkmale. Wie die meisten Rochen sind die Süßwasserstechrochen lebendgebärend (ovovivipar).

Alle Süßwasserstechrochen besitzen auf jeder Seite fünf Kiemenspalten. Im Vergleich mit anderen Rochen besitzen die Stechrochenartigen große Gehirne.

Süßwasserstechrochenernähren sich, je nach Art, von benthischen kleinen Fischen, Krebstieren, Mollusken, Würmern und Insektenlarven.


Aquaristik-Info

Temperatur: 25 °C - 28 °C
pH-Wert: 6,0-7,0
Gesamthärte: 5° - 8° dH (optimal 7°)
Nitrat: bis 200 mg/l (besser 100 mg/l)
Nitrit: unter 0,1 mg/l (sollte im nicht messbaren Bereich liegen)
Wasserregion: unten

Aquariengröße (Empfehlung):
Länge = 5 x Durchmesser des Weibchens + 2 x Durchmesser des Männchens
Breite = 2 x Durchmesser des Weibchens
Höhe = 1 x Durchmesser des Weibchens

Fütterung:
Insektenlarven, Mollusken, Mysis, Futterfische, Süßwassergarnelen, kleine Krebse, Regenwürmer, Krill

Haltung allgemein:
Da Rochen sehr viel Nahrung zu sich nehmen, können sich durch die Ausscheidungen die Wasserwerte schnell verschlechtern. Daher sind eine gute Filterung und regelmäßige Wasserwechsel unbedingt notwendig.

Der Bodengrund sollte aus einem weichen Kiesgrund (kein Quarzsand!) bestehen. Zu scharfer Sand oder Kies wie z.B. Quarzsand kann Mikroverletzungen der Haut verursachen, aus denen dann Infektionen resultieren.

Es besteht auch die Möglichkeit, Rochen ohne Bodensubstrat auf dem blanken Boden zu pflegen (erfordert jedoch eine Eingewöhnung des Tieres)

Wir empfehlen die Haltung als kleine Gruppe (z.B. 1 Männchen + 2 Weibchen). Rochen sind in der Regel friedlich und nicht territorial. Die Tiere sollten jedoch ausreichend gefüttert werden (mindestens 2 x pro Tag), damit kein Futterneid entsteht.

Nitratwerte:
Oft wird berichtet, dass Stechrochen besonders empfindlich gegenüber Nitrat und Nitrit seien. Nach unseren Recherchen sind diese Stechrochen grundsätzlich nicht empfindlicher als andere Fische, es gibt jedoch bei einzelnen Arten unterschiedliche Toleranzen. Die meisten Süßwasserstechrochen tolerieren Nitratwerte von bis zu ca. 200 mg/l. Bei Nitratwerten ab 300 mg/l verweigern einige Arten die Futteraufnahme.

Bei einer versuchsweisen Steigerung der Nitratwerte auf 400 mg/l fraßen die meisten Arten nichts mehr. Nach einer Reduzierung der Nitratwerte auf ca. 200 mg/l nach einer Woche fingen auch diese Arten wieder an zu fressen, Folgeschäden wurden nicht festgestellt.

Manche Arten zeigten bei Nitratwerten am 400 mg/l Anzeigen einer Nitratvergiftung (keine Futteraufnahme, die Bewegungen waren schwerfällig, einige zeigten Krampfanfälle). Nachdem diese Stechrochen wieder in Becken mit korrekten Wasserbedingungen gebracht wurden, dauerte es mehrere Wochen, bis diese Symptome wieder verschwanden.

Salz:
Ob dem Wasser Salz zugesetzt werden soll oder nicht, darüber sind die Meinungen der Aquarianer zweigeteilt: die einen halten Salz für sehr schädlich bzw. bedenklich, die anderen halten Salz für unbedingt notwendig.

Die erste Meinung begründet sich auf der Tatsache, das Süßwasserstechrochen die erforderlichen Drüsen zum Ausscheiden des Salzes fehlen.

Die Befürworter einer Salzzugabe begründen dies wahrscheinlich mit der Praxis der Exporteure, das Wasser der Transportbehälter prophylaktisch mit Salz anzureichern, um damit den Stress der Fische zu reduzieren.

Obwohl der Salzgehalt der Transportbehälter teilweise sehr hoch ist, sind die Fische dieser Salzkonzentration nur wenige Tage ausgesetzt und erleiden daher keine Schäden

Durch die streßreduzierende Wirkung ist eine Salzzugabe ein wichtiges therapeutisches Mittel für kranke Fische und für ein Quarantänebecken (für neue Fische). Salz hemmt auch die Bildung von Pilzen.

Die empfohlene Salinität beträgt ca. 2%. Bitte nur Steinsalz verwenden und kein jodhaltiges Salz, da Jod schädlich für die Fische ist.


Krankheiten

Einen gesunden Rochen erkennt man an seinem Verhalten: gesunde Tiere sind aktiv, schwimmen im Becken herum und suchen nach Futter. Gesunde Rochen haben klare Augen und weisen keine optischen Verletzungen auf.

Verweigert ein Rochen das Futter, stimmt etwas nicht. Ausgehungerte Rochen erkennt man an den hervorstehenden Beckenknochen links und rechts vom Schwanz. Auch wenn ein Rochen apathisch auf dem Boden liegt, ist das Tier mit Sicherheit nicht gesund.

Eine gefürchtete Krankheit, die immer zum Tode des Tieres führt, ist der sog. "death Curl (Todes-Rollen)": befallene Tiere rollen die Scheibenränder nach oben auf. Am Anfang sind nur die Flossenränder links und rechts vom Schwanz leicht angehoben. Im letzten Stadium ist die komplette Körperscheibe aufgerollt und das Tier wird in Kürze sterben. Die Ursachen für diese Krankheit sind noch immer ungeklärt. Bei einem gesunden Rochen liegt die Körperscheibe immer flach auf dem Bodensubstrat.

Süßwasserstechrochen können auch an der Karpfenlaus (Argulus foliacaeus), an der Flossenfäule (Columnaris-Krankheit), an Kiemenwürmern (Dactylogyrus) oder an (sekundären) Pilzinfektionen erkranken.

Eine Übersicht über Fischkrankheiten (bakterielle Erkrankungen, parasitäre Erkrankungen, Viruskrankheiten oder Pilzerkrankungen findet Ihr hier.


Systematik


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