Fischlexikon der Salzwasserfische: Tigerhai


 Fische aus Liste auswählen 

 

 nach Fisch-Familien filtern 
deut. Name:
Tigerhai
sonst. Name:
./.
engl. Name:
Tiger shark
 
(Grundhaie)
Familie:
 
(Galeocerdonidae)
Gattung+Art:
Galeocerdo cuvier

Einträge:
1275

Info

Tigerhai Frontansicht

Tigerhai Frontansicht

Der Tigerhai (Galeocerdo cuvier) ist ein Meeresfisch aus der Familie der Galeocerdonidae und der Ordnung der Grundhaie (Carcharhiniformes). Er ist der einzige noch lebende Vertreter der Gattung Galeocerdo.

Der Tigerhai kann eine maximale Länge von über 7 Metern und ein Gewicht von über 1.500 kg erreichen.

Der Tigerhai ist für den Menschen gefährlich. In den letzten Jahren ist die Zahl der Attacken von Tigerhaien auf den Menschen stark gestiegen.

Da der Tigerhai seine sofort Beute verschlingt und nicht, wie beispielsweise der Weiße Hai, erst einen Probebiss macht, ist er einer der gefährlichsten Haie für den Menschen.

Angriffe von Tigerhaien auf Menschen

Tigerhai (Galeocerdo cuvier)

Gebiss eines Tigerhais

Obwohl Haie Menschen nur selten angreifen, ist der Tigerhai laut Berichten für den Großteil der tödlichen Haibissvorfälle verantwortlich und gilt als eine der gefährlichsten Haiarten.

Es konnte nachgewiesen werden, dass die Interaktionen zwischen Menschen und Tigerhaien in hawaiianischen Gewässern zwischen September und November zunehmen. Man nimmt an, dass die weiblichen Tigerhaie zu dieser Zeit zur Geburt ihrer Jungen an die Küste wandern.

Am 8. Juni 2023 wurde ein 23-jähriger Russe im Roten Meer vor der Küste der ägyptischen Stadt Hurghada von einem Tigerhai angegriffen und getötet. Der Angriff wurde von Zuschauern gefilmt und die Aufnahme verbreitete sich rasend schnell im Internet. Der Hai wurde später von Fischern gefangen und getötet. Es war der dritte tödliche Tigerhai-Angriff in der Region seit 2022.

Zwischen 1959 und 1976 wurden im US-Bundesstaat Hawaii 4.668 Tigerhaie getötet, um die Tourismusindustrie zu schützen. Diese Maßnahmen erwiesen sich jedoch als unwirksam, um die Zahl der Begegnungen zwischen Menschen und Tigerhaien zu verringern.

In Hawaii ist das Füttern von Haien (mit Ausnahme traditioneller hawaiianischer kultureller oder religiöser Praktiken) illegal und Interaktionen mit ihnen, wie z. B. Käfigtauchen, werden nicht empfohlen.

Der südafrikanische Hai-Verhaltensforscher und Haifischtaucher Mark Addison demonstrierte jedoch 2007 in einer Sondersendung des Discovery Channels, dass Taucher außerhalb eines Haikäfigs mit Haien interagieren und tauchen können. Die Unterwasserfotografin Fiona Ayerst schwamm außerdem mit Haien auf den Bahamas. Am „Tiger Beach” vor Grand Bahama ist das Tauchen ohne Käfig mit weiblichen Tigerhaien – und sogar der Umgang mit ihnen – zur Routine geworden.

Die meisten Zwischenfälle, bei denen ein Mensch von einem Tigerhai angegriffen wurde, fanden in den Tropen statt. In der Regel werden Surfer oder Schwimmer angegriffen, häufig bei Hawaii. Insbesondere bei Dämmerung oder nachts kann es schnell zu einem für den Menschen tödlichen Angriff kommen.

Der Tigerhai gerät beim Fressen gerne in "Raserei" und ist dabei äußerst aggressiv. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit eines Haiangriffs jedoch relativ gering. Dennoch sollte man sich diesem Hai gegenüber äußerst vorsichtig verhalten, zumal die Attacken von Tigerhaien auf Menschen in den letzten Jahren stark gestiegen sind.

Weltweit wurden 103 unprovozierte Attacken des Tigershais auf Menschen dokumentiert, von denen 39 tödlich endeten.

Die genannten unprovozierten Attacken des Weißen Hais wurden den Statistiken des „Florida Museum of Natural History“ und dessen SAF - International Shark Attack File entnommen. „Unprovoziert” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Haie weder angefasst noch gefüttert wurden. Hier findet ihr weitere Informationen über die gefährlichsten Raubfische der Welt.

Bedrohung des Tigerhais durch den Menschen

Der Tigerhai ist jedoch nicht immer der Jäger, sondern oft auch der Gejagte. Seine Flossen, seine Haut und das Öl seiner Leber sind sehr gefragt und erzielen hohe Verkaufspreise. Die Nachfrage nach diesen Produkten ist nach wie vor hoch. Auch das Fleisch und die Knorpel des Tigerhais werden genutzt.

Hinzu kommen Bestandsverluste durch Beifänge, durch die Sportfischerei und durch Populationskontrollen, die die Haifischdichte in Gewässern, die zum Baden, Surfen und Tauchen genutzt werden, verringern sollen.

Da die meisten Haiattacken jedoch durch Touristen provoziert werden, die die Haie füttern, ist der Erfolg solcher Maßnahmen äußerst umstritten.

Der Tigerhai wird kommerziell gefischt und ist auch ein Ziel von Sportanglern. Trotz der recht großen Würfe (bis zu 80 Jungfische pro Wurf) stellt der dreijährige Fortpflanzungszyklus ein Problem dar, um dem hohen Druck der Fischerei standzuhalten.

Aufgrund der genannten Bedrohungen wird der Tigerhai derzeit auf der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN als potenziell gefährdet eingestuft. Er soll jedoch in Kürze als gefährdet eingestuft werden.


Maximales Alter

Der Tigerhai (Galeocerdo cuvier) kann vermutlich ein Alter von bis zu 50 Jahren erreichen.


Merkmale

Tigerhai (Galeocerdo cuvier)

Kiefer eines Tigerhais

die wichtigsten Merkmale eines Tigerhais:

  • der Tigerhai besitzt einen gestreckten und sehr kräftigen Körperbau
  • er hat eine relativ kurze, flache, breite und kantige Schnauze
  • seine Nasenöffnungen des Tigerhais sind relativ klein
  • in seinen Mundwinkeln sitzen äußerst lange Labialgruben (äußere Vertiefungen im Bereich der Mundwinkel)
  • die Form der Zähne im Ober- und Unterkiefer des Tigerhais ähneln einem Hahnenkamm und sind in 18 bis 26 Reihen angeordnet. Sie sind kräftig gesägt
  • der Körper des Tigerhais ist dunkelgräulich gefärbt
  • seine Körperflanken sind mit vertikalen Streifen bedeckt (getigert), welche bei juvenilen Exemplaren deutlich sichtbar sind
  • diese Streifen verblassen jedoch mit zunehmendem Alter des Hais und sind bei adulten Exemplaren fast nicht mehr sichtbar
  • zwischen den beiden Rückenflossen des Tigerhais befindet sich ein deutlich ausgeprägter Interdorsalkamm (leistenförmiger Hautkamm)
  • er besitzt 5 Kiemenspalten, wobei der 3. und 4. Kiemenschlitz über dem Brustflossenansatz liegt
  • der Tigerhai besitzt ein kleines Spritzloch (Spiraculum)
  • er hat 2 Rückenflossen, von denen die erste groß und hoch ist und kurz hinter der Brustflossenbasis beginnt. Die zweite ist sehr klein und sitzt weit hinten. Der Ansatz der 2. Rückenflosse ist kurz vor der am hinteren Rand tief eingebuchteten Afterflosse
  • der obere Lappen der Schwanzflosse des Tigerhais ist deutlich länger als der untere Lappen und läuft spitz aus
  • auf dem unteren Schwanzstiel des Tigerhais befindet sich auf jeder Seite ein Kiel

Unter den größten noch lebenden Haien ist der Tigerhai in seiner Durchschnittsgröße nur dem Walhai (Rhincodon typus), dem Riesenhai (Cetorhinus maximus) und dem Weißen Hai (Carcharodon carcharias) unterlegen. Er ist damit nach dem Weißen Hai der zweitgrößte Raubhai.


Größe

Der Tigerhai (Galeocerdo cuvier) wird maximal etwa 700 cm lang, seine durchschnittliche Länge beträgt ca. 500 cm. Das maximal publizierte Gewicht eines Tigerhais beträgt 1.524 kg.

In einigen Publikationen wurde ein 7,4 m langer und 3.110 kg schwerer Tigerhai als Rekord anerkannt. Da dieses Tier jedoch weit größer ist als alle wissenschaftlich beobachteten Exemplare, sollten diese Angaben noch einmal überprüft werden.


Lebensweise, Lebensraum, Vorkommen

Verbreitungsgebiet des Tigerhais (Galeocerdo cuvier): ist in tropischen und gemäßigten Meeren verbreitet. Im Westatlantik reicht seine Verbreitung von Massachusetts (USA) bis nach Uruguay, einschließlich des Golfs von Mexiko und der Karibik.

Im Ostatlantik reicht sein Verbreitungsgebiet von Island bis nach Angola.

Im Indo-Pazifik reicht das Verbreitungsgebiet vom Persischen Golf und dem Roten Meer über Ostafrika bis nach Hawaii und Tahiti. Im Norden reicht es bis Südjapan und im Süden bis Neuseeland.

Im Ostpazifik reicht das Verbreitungsgebiet von Südkalifornien bis nach Peru, einschließlich der Revillagigedo-Inseln, der Cocos-Inseln und der Galapagos-Inseln.

Er bewohnt flache, küstennahe Bereiche oder trübe Bereiche bei Flussmündungen oder in Häfen. Er kommt jedoch auch bei Korallenriffen, Atollen und Lagunen vor. Normalerweise bewohnt der Tigerhai Wassertiefen bis ca. 140 m, in Tahiti bis ca. 350 m.

Der Tigerhai lebt meistens in Bodennähe, aber auch im Pelagial (im uferfernen Freiwasser). Er unternimmt auch weite Wanderungen in den offenen Ozean. Er ist ein dämmerungs- bzw. nachtaktiver Raubfisch, der sich bei Dunkelheit in flachen Bereichen aufhält und sich bei Tag wieder in tiefere Regionen zurückzieht. Er lebt solitär (als Einzelgänger).

Tigerhaie werden von Schwertwalen gejagt

Tigerhaie werden von Schwertwalen (Orcas) gejagt. Es wurde beobachtet, dass Orcas Tigerhaie auf folgende Weise jagen: Sie halten die Haie kopfüber, um eine tonische Immobilität herbeizuführen und sie so zum Ertrinken zu bringen. Anschließend beißen die Orcas dem Hai die Flossen ab, bevor sie ihn ausweiden und verschlingen.


Fortpflanzung

Tigerhai (Jungfisch)

Tigerhai (Jungfisch)

Männliche Tigerhaie (Galeocerdo cuvier) erreichen ihre Geschlechtsreife bei einer Länge von 2,3 bis 2,9 Metern, Weibchen bei einer Länge von 2,5 bis 3,5 Metern. Das typische Gewicht relativ junger, geschlechtsreifer Tiere liegt bei etwa 80 bis 130 Kilogramm.

Die Weibchen paaren sich alle drei Jahre. Bei der Paarung führt das Männchen eines seiner Begattungsorgane, die sogenannten Klaspern, in die Kloake des Weibchens ein, um das Sperma zu übertragen.

Während dieses Vorgangs hält das Männchen das Weibchen mit seinen Zähnen fest, was für das Weibchen oft mit erheblichen Schmerzen verbunden ist.

Die Paarung findet auf der Nordhalbkugel in der Regel zwischen März und Mai statt, die Geburt erfolgt zwischen April und Juni des folgenden Jahres. Auf der Südhalbkugel findet die Paarung im November, Dezember oder Anfang Januar statt.

Der Tigerhai ist lebendgebärend ohne Dottersack-Plazenta (ovovivipar). Die Jungfische schlüpfen im Mutterleib und die Jungtiere werden lebend geboren, wenn sie voll entwickelt sind.

Unter allen Haien sind Tigerhaie die einzigen, die Embryotrophe sind. Die Jungtiere entwickeln sich in mit Flüssigkeit gefüllten Säcken, die sie ernähren. Dadurch können sie enorm an Größe zunehmen, obwohl sie keine Plazentaverbindung zur Mutter haben. Nach einer Tragezeit von ca. 15 Monaten bringt das Weibchen in küstennahen Bereichen ca. 10–80 Jungfische zur Welt.

Die Geburtsgröße beträgt ca. 51 bis 76 cm. Die Körperform der Jungtiere ist länglich und ähnelt nicht der eines ausgewachsenen Hais. Bereits im Mutterleib kann es zu Kannibalismus kommen. Das Wachstum der jungen Tigerhaie ist sehr langsam.


Nahrung

Der Tigerhai (Galeocerdo cuvier) ist ein Allesfresser und ernährt sich unter anderem von Knochenfischen wie Makrelen, Thunfischen, Plattfischen, Tarpunen, Kreuzwelsen, Meeräschen, Lippfischen, Meerbarben, Papageifischen, Stachelmakrelen, Plattköpfen, Fledermausfischen, Drückerfischen, Igelfischen, Kofferfischen oder Kugelfischen.

Auch Knorpelfische wie andere Requiemhaie, Hammerhaie, Rochen, Nagelhaie, Dornhaie, Sägehaie, Engelhaie, Stierkopfhaie, Scharfnasenhaie und auch kleinere Artgenossen stehen auf seinem Speiseplan.

Selbst Seevögel und Meeressäuger wie Robben, Delphine, Schweinswale, Seeschlangen und Meeresschildkröten sowie Wirbellose wie Kraken stehen auf seinem Speiseplan. Auch Sepien, Krabben, Langusten, Quallen und Meerechsen von den Galapagosinseln sowie Abfälle werden von ihm nicht verschmäht. Auch im Meer treibende Kadaver toter Landlebewesen werden gefressen.

Der Tigerhai hat das vielfältigste Nahrungsspektrum aller bekannten Haiarten. In den Mägen von Tigerhaien wurde schon so ziemlich alles gefunden, beispielsweise Blechschilder, Konservenbüchsen und Reifen.

Der Tigerhai jagt in der Regel nach Einbruch der Dunkelheit, kann aber auch tagsüber Beutetiere angreifen. Er kann beim Schwimmen eine Geschwindigkeit von ca. 30 km/h erreichen.

Dieser Hai gilt neben dem Weißen Hai (Carcharodon carcharias) und dem Bullenhai (Carcharhinus leucas) ebenfalls als äußerst gefährlich für den Menschen und ist ein Spitzenprädator.


Nutzungsbedingungen

Viele Bilder unseres Fischlexikons sind durch Creative Commons (abgekürzt CC) lizenzrechtlich geschützt. Creative Commons ist nicht der Name einer einzigen Lizenz. Die verschiedenen Lizenzen von Creative Commons weisen vielmehr große Unterschiede auf. Weitere Informationen zu diesen Lizenzen findet Ihr [hier].


Haftungsausschluss

Alle Artikel unseres Fischlexikons dienen ausschließlich der allgemeinen Information und erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit. Für die Vollständigkeit und Richtigkeit wird keine Haftung übernommen.