Fisch-Gattungen
Rivulus ist eine Gattung kleiner Süßwasserfische aus der Familie der Rivulidae (Bachlinge). Sie gehören zu den Killifischen (Eierlegenden Zahnkarpfen).
Die Gattung Rivulus wurde früher als die größte Gattung ihrer Familie angesehen. Sie umfasste zeitweise fast 200 Arten, die auch von anderen Karibikinseln sowie aus Mittel- und Südamerika stammten.
Genauere Untersuchungen der Verwandtschaftsverhältnisse führten jedoch dazu, dass Wilson J. E. Costa diese Gattung 2004 und 2011 in mehrere neue Gattungen aufteilte (u. a. Anablepsoides, Atlantirivulus, Cynodonichthys, Kryptolebias, Laimosemion und Melanorivulus), sodass nur noch einige Arten aus den Großen Antillen zu Rivulus selbst gehören.
Obwohl einige der Arten in andere Gattungen verschoben wurden, behielten sie den gemeinsamen Namen Rivulus, wie z. B. der bekannte Mangroven-Rivulus (Kryptolebias marmoratus).
Kurz nach der Überprüfung durch Costa widerlegte J. H. Huber die Aufspaltung durch eine weitere Überprüfung, indem er die vorgeschlagenen Gattungen wieder in Rivulus einordnete und die Gattung somit wieder zur größten in der Familie der Aplocheilidae machte.
Wird die Aufspaltung anerkannt, umfasst die Gattung Rivulus nur drei nichtjährig lebende Killifischarten aus dem westlichen Kuba (einschließlich der Isla de la Juventud) und Hispaniola.
Wird die Aufspaltung in mehrere Gattungen nicht anerkannt, umfasst Rivulus mehr als 150 nichtjährig lebende Killifischarten, die in den Süß- und Brackgewässern des tropischen und subtropischen Amerikas vorkommen – von Argentinien im Süden bis Mexiko im Norden einschließlich der Karibik.
Die Arten der Gattung Rivulus sind auf Kuba und Hispaniola beheimatet. Diese Bachlinge bewohnen in ihrer Heimat meist stark verkrautete kleine Bäche und Gräben, aber auch Tümpel, in denen sie sich häufig am Rande im Pflanzenbewuchs aufhalten.
Mit ihrer schlanken Körpergestalt, der weit nach hinten versetzten Rückenflosse, dem oberständigen Maul und nicht zuletzt ihrer Sprungkraft haben sie sich diesem Lebensraum vorzüglich angepasst. Das oberständige Maul dieser Bachlinge weist darauf hin, dass ein großer Teil ihrer Nahrung von der Wasseroberfläche aufgenommen wird.
Rivulus-Arten haben einen schlanken, langgestreckten und seitlich komprimierten Körperbau. Sie werden maximal etwa 5 cm lang. Die Rückenflosse sitzt weit hinten am Körper, kurz vor der Schwanzflosse. Alle Flossen sind abgerundet.
Die Männchen sind etwas dunkler gefärbt als die Weibchen und werden auch größer.
Rivulus-Arten sind anhand folgender diagnostischer Merkmale von anderen verwandten Arten zu unterscheiden:
Alle Hypuralia (Stützelemente aus dem Schwanzflossenskelett) sind zu einer einzigen Knochenplatte verschmolzen (bei den anderen Gattungen sind sie durch eine mittige Lücke voneinander getrennt). Die Neuralbögen der Schwanzwirbel sind rudimentär (bei den anderen Gattungen sind sie gut entwickelt).
Ceratobranchiale („unterer Schlundkiefer”) ist unbezahnt (bezahnt bei den anderen Gattungen), die rumpfseitige Hälfte der Schwanzflosse ist beschuppt (bei den anderen Gattungen nur unmittelbar an der Flossenbasis) und auf dem vorderen Überaugenknochen befinden sich vier Neuromasten (bei den anderen Gattungen drei).
Die Weibchen von Rivulus zeigen im vorderen und oberen Bereich des Schwanzstiels außerdem einen schwarzen runden Fleck mit weißem Rand (Rivulus-Fleck). Bei den anderen Gattungen liegt der Fleck, wenn vorhanden, nahe der Schwanzflossenbasis. Die Männchen von Rivulus besitzen einen blauen Fleck an der Basis der Brustflossen. Dies ist aber auch bei einigen Arten der Gattung Laimosemion der Fall.
In der Natur bewohnen Rivulus-Arten meist stark verkrautete kleine Bäche und Gräben, aber auch Tümpel. Sie halten sich vorwiegend im dicht bewachsenen Uferbereich auf.
In der Natur ernähren sich diese Bachlinge hauptsächlich von Lebendfutter, beispielsweise von verschiedenen Wirbellosen, Mollusken oder Krebstieren. Ein großer Teil der Nahrung wird von der Wasseroberfläche aufgenommen (Anflugnahrung). Auch im Aquarium sollte daher Lebendfutter verfüttert werden.
Die Größe des Aquariums richtet sich nach der Größe und Schwimmfreudigkeit der jeweiligen Fischart. Der Bodengrund sollte dunkel und weich sein, beispielsweise Torf oder Sand, und teilweise mit Laub bedeckt sein. Es sollten außerdem ausreichend Rückzugsmöglichkeiten wie Wurzelverstecke aus Moorkienholz oder Steinaufbauten vorhanden sein. Das Licht sollte durch einige Schwimmpflanzen abgeschattet werden. Wir empfehlen die Haltung in einem Artaquarium.
Alle Arten dieser Gattung benötigen weiches Wasser. Die entsprechenden Wasserwerte (Gesamthärte, pH-Wert, Temperatur) können der jeweiligen Artbeschreibung entnommen werden.
Eine Zugabe von Seemandelbaumblättern, Eichen- oder Buchenblättern senkt den pH-Wert und fördert die Gesundheit der Fische.
Eine Bepflanzung ist nicht immer erforderlich, wir empfehlen jedoch eine Randbepflanzung mit Javamoos oder anderen feinfiedrigen Pflanzen. Es sollte genügend freier Schwimmraum zur Verfügung stehen. Die Filteranlage sollte gut eingefahren sein. Durch die Zugabe von Meersalz wird die Widerstandskraft dieser Fische gegen Krankheiten gestärkt.
Das Becken sollte etwa 20 x 30 x 20 cm groß sein und gut abgedeckt werden. Als Filter eignet sich beispielsweise ein kleiner Schwammfilter. Wir empfehlen, einige Eichen- oder Buchenblätter hinzuzugeben, da diese das Immunsystem stärken und pilzhemmend wirken. Größere Wasserwechsel sollten im Aufzuchtbecken vermieden werden, da die Fische empfindlich darauf reagieren und mit der Samtkrankheit (Parasit: Piscinoodinium pillulare) befallen werden können.
Als Laichsubstrat wird eine mehrere Zentimeter dicke Schicht aus unbehandeltem Torfmoos (Sphagnum) empfohlen. Die Eier können beispielsweise in einem Glas mit leicht feuchtem Torf aufbewahrt werden. Nach etwa zwei bis vier Monaten gibt man den Torf wieder in das Becken zurück, in dem dann nach wenigen Stunden die Fischlarven schlüpfen sollten. Die Schlupfreife erkennt man an den großen schwarzen Augen der Embryonen.
Rivulus-Arten sind Saisonfische (annuelle Bodenlaicher). Sie leben in Gewässern, die über einen längeren Zeitraum hinweg austrocknen. Die Eier dieser Arten durchlaufen in der Regel 3 Diapausen (Entwicklungsverzögerung):
Eier, die nach der Ruhephase noch keine oder nur eine teilweise Entwicklung zeigen, nennt man "Dauereier". In freier Natur können diese Fische mit diesen Dauereiern auch längere Trockenperioden überleben. Die Literatur geht davon aus, dass diese Dauereier Ruhephasen von maximal 4-5 Monaten überstehen können.
Annuelle Arten stammen aus Gebieten, wo die Gewässer zeitweilig austrocknen können. Die Weibchen laichen am Gewässergrund ab und verwirbeln den Laich mit kräftigen Flossenschlägen mit dem Bodensubstrat. Die Eier sind nicht klebrig sondern fallen einfach zu Boden.
Im Aquarium empfehlen wir als Laichsubstrat eine mehrere Zentimeter hohe Schicht unbehandelter Torfmoose (Sphagnum). Die Eier können zum Beispiel in einem Glas mit feuchtem Torf aufbewahrt werden.
Nach ca. 8 Tagen wird das Laichsubstrat auf saugfähiges Papier gelegt und angetrocknet. Es muss jedoch eine Restfeuchte vorhanden sein, damit sich der Laich entwickelt. Erfahrungsgemäß entwickelt sich der Laich bei einer höheren Restfeuchte schneller.
Anschließend wird das Torf-Laich-Gemisch in einem Glas an einem dunklen Ort aufbewahrt. Das Substrat sollte in den ersten Tagen in gewissen Abständen gelockert und gelüftet werden. Der Laich entwickelt sich unter Anwendung von Diapausen (Dormanz, Entwicklungsverzögerung) bis zum fertigen Embryo.
Ab und zu sollte man die Entwicklung der Embryonen mithilfe einer Lupe überprüfen. Sind diese voll entwickelt, kann man sie durch einen Aufguss mit etwas kälterem Wasser zum Schlüpfen anregen.
Wenn die Jungfische nach einigen Stunden noch nicht geschlüpft sind, ist ihre Entwicklung entweder noch nicht abgeschlossen (in diesem Fall muss das Substrat erneut getrocknet werden) oder die schlupfauslösenden Reize waren zu gering. In diesem Fall sollte man einen stärkeren Kälteschock durchführen, indem man den Laich kurz unter einen kalten Wasserstrahl hält.
Bei der Paarung umschwimmen die Männchen mit flatternden Flossen und tanzenden Bewegungen kreisförmig das Weibchen. Ist das Weibchen paarungsbereit, folgt es dem Männchen zu einem Laichplatz.
Am Laichplatz steht das Männchen fast senkrecht mit dem Kopf nach unten und wartet auf Körperkontakt mit dem Weibchen. Dann tauchen beide Geschlechter einige Zentimeter tief in den Boden, das Weibchen laicht ab und das Männchen befruchtet die Eier.
Als Erstfutter eignen sich beispielsweise Artemia-Nauplien, Enchyträen oder Infusorien, Essigälchen, Tümpelfutter, Fruchtfliegen, Mikrowürmer oder schwarze Mückenlarven.
häufige Krankheiten bei Zahnkärpflingen:
Die Gattung Rivulus umfasst gemäß Wilson J. E. Costa seit 2004 und 2011 die folgenden Arten (Stand: Mai 2025):
Rivulus roloffi aus Hispaniola wird aktuell zu dieser Gattunggezählt, obwohl diese Zuordnung umstritten ist. Manche molekulargenetischen Studien ergaben, dass es sich um eine Art der Gattung Rivulus handelt während andere Studien ergaben, dass diese Art näher mit anderen Rivuliden verwandt ist.
Literaturhinweise:
Süßwasserfische der Welt, Günther Sterba, Urania Verlag, Leipzig 1990. ISBN: 3-89350-991-7
Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der WESO GmbH.
Wenn Ihr auf die Bilder tippt, erhaltet Ihr weitere Hiweise auf den Urheber und die Bildlizenz.
Weitere Infos zu Creative Commons-Lizenzen (kurz CC BY) findet Ihr [hier].
Informationen zur GNU-Lizenz für freie Dokumentation (kurz: GFDL) findet ihr [hier]
Alle Bilder wurden von uns digital bearbeitet und beschnitten.
Diese APP benötigt JAVASCRIPT!
Bitte zunächst Javascript im Browser aktivieren und danach die APP neu laden!