Fischlexikon: die Gattung "Apistogramma"


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Apistogramma

Systematik

Gattung:
Apistogramma


Ordnung:
Cichliformes
(Buntbarsche)

Apistogramma

Die Arten der Gattung Apistogramma sind kleine, in der Regel äußerst attraktiv gefärbte (Zwerg-) Buntbarsche. Die einzelnen Arten lassen sich bei den Männchen wegen ihrer intensiveren Färbung deutlicher unterscheiden.

Bei vielen Arten existieren mehrere Farbformen bei den Männchen. Die Weibchen sind in der Regel während der Paarungszeit kräftig gelb gefärbt und zeigen meistens unterschiedliche, schwarze Zeichnungsmerkmale. Es besteht also ein ausgeprägter Sexualdimorphismus.

Zeichnungsmerkmale der Zwergbuntbarsche

Zeichnungsmerkmale

Zeichnungsmerkmale

  1. horizontales Lateralband auf den Körperflanken
  2. Lateralfleck
  3. Caudalfleck auf der Schwanzwurzel
  4. Suborbitalstreifen auf der Wange
  5. Supraorbitalstreifen auf der Stirn
  6. Dorsalflecken entlang der Rückenlinie
  7. Präorbitalstreifen
  8. präorbitaler Streifen auf der Schnauze
  9. Pectoralfleck auf der Brust
  10. Abdominalstreifen auf dem Unterkörper
  11. Querbänder auf dem Oberkörper

Es gibt schlanke, gestreckte und auch sehr hochrückige Arten. Auch die Beflossung der einzelnen Arten kann recht unterschiedlich ausfallen: so gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Formen der Schwanzflosse (rund, oval, gradlinig, lanzettförmig, eingebuchtet mit verlängerten Flossenenden).


Verbreitung, Lebensraum

Apistogramma leben endemisch in Südamerika, wo sie in von den Guyanas, dem Orinoco- u. dem Amazonasbecken bis in die subtropischen Gebiete des Río Paraguay, des Río Uruguay und Río Paraná vorkommen. Zurzeit (April 2020) sind etwas über 90 Arten beschrieben, über 40 weitere bekannte Arten sind noch nicht beschrieben.

Weitere Informationen zu den Gewässertypen, in denen Arten der Gattung Apistogramma leben, findet ihr in unserem Artikel Gewässertypen Amazoniens.


Fortpflanzung

Alle Arten der Gattung Apistogramma sind Höhlenbrüter (Substratlaicher). Die Aufzucht der Brut erfolgt meistens in einer Mann-Mutter-Familie: das Weibchen betreibt allein die Brutpflege, während das Männchen das Revier verteidigt. Bei manchen Arten sind die Männchen polygam: wenn möglich, bilden sie mit mehreren Weibchen einen Harem.

Eine Verringerung der Wasserhärte kann die Laichbereitschaft dieser Zwergcichliden stimulieren, da dies für die Fische den Beginn der Regenzeit signalisiert. In freier Natur beginnt die Fortpflanzung in der Regel mit dem Beginn der Regenzeit.

Experimente haben außerdem gezeigt, dass eine Veränderung des pH-Wertes das Geschlecht der Brut beeinflussen kann: bei manchen Arten kann die Erhöhung des pH-Wertes (neutral, alkalisch) bewirken, das mehr Weibchen geboren werden, während eine Verringerung des pH-Wertes in den extrem sauren Bereich den Anteil der Männchen erhöht.

Auch die Veränderung der Wassertemperatur hat Einfluss auf die Geschlechter der Brut: so haben Versuche ergeben, dass bei höheren Temperaturen mehr Männchen, bei niedrigeren mehr Weibchen geboren werden.


Aquaristik

das natürliche Habitat der Zwergcichliden

Zwergbuntbarsche meiden in freier Natur grundsätzlich das Freiwasser. Sie bevorzugen ufernahe, extrem Flache Bereiche, die manchmal nur wenige Zentimeter tief sind. Ihr natürliches Habitat ist reich an Versteckmöglichkeiten wie z.B. Wurzeln, abgebrochene Zweige, eine dicke Laubschicht auf dem Gewässergrund oder überhängende Zweige der Ufervegetation. Südamerikanische Gewässer sind arm an submerser (Unterwasser-) Vergetation.

Sollten ihre Heimatgewässer keine Flachwasserbereiche bieten, jedoch dicht mit Schwimmpflanzen abgedeckt sein, können manche Arten unter dieser Pflanzendecke und deren Wurzeln leben und nicht am Gewässergrund.

Viele Gewässer in Peru und Bolivien entsprechen nicht den allgemeinen Merkmalen südamerikanischer Gewässer: dort gibt es zahlreiche Weiß- und Klarwasserflüsse, die mittelhartes Wasser (8,4 - 14 °dH) mit einem pH-Wert von gleich oder größer 7 (neutral bis schwach alkalisch) besitzen.

Daher sollte man sich bei der Pflege südamerikanischer Zwergcichliden wie z.B. Arten der Gattung Apistogramma besonders über das natürliche Habitat dieser Fische informieren, denn nicht alle Zwergcichliden benötigen saures und weiches Wasser.

Das Aquarium

Die Aquariengröße (Grundfläche!) spielt bei diesen Zwergcichliden eine wichtige Rolle: im Hinblick auf ihre Körpergröße könnte man davon ausgehen, dass ein Aquarium mit einer Seitenlänge von 60-70 Zentimetern ausreicht.

Das Becken sollte jedoch ihrem natürlichen Sozialverhalten angepasst sein: es sollte eine Seitenlänge von mindestens 100 cm besitzen. Pro Weibchen sollte ein Revier von ca. 25-30 cm² eingeplant werden. Die Größe der Bodenfläche ist äußerst wichtig, um den natürlichen Lebensraum dieser Fische nachzubilden.

Die Wasserhöhe des Beckens ist nicht von allzu großer Bedeutung, sie sollte jedoch 25 cm nicht unterschreiten. Das Bodensubstrat sollte aus Sand oder feinem Kies bestehen. Der Boden und die Rückwand des Beckens sollten dunkel gehalten werden.

Da diese allgemein recht scheuen Fische Versteckmöglichkeiten benötigen, sollte das Becken relativ dicht bepflanzt werden. Da in ihrem natürlichen Habitat die Gewässerböden in der Regel mit Laub bedeckt sind, sollten niedrige Pflanzen wie z.B. Javafarne, Javamoos und das Zwerg-Speerblatt gewählt werden, um den Beckenboden zu bedecken. Es muss jedoch auch etwas freier Schwimmraum vorhanden sein.

Da die meisten Zwergbuntbarsche eher gedämpftes Licht bevorzugen, können auch einige Schwimmpflanzen wie z.B. der Sumatrafarn eingebracht werden. Als weitere Versteckmöglichkeiten empfehlen wir Moorkienholz, umgestülpte Blumentöpfe, Kokosnussschalen (mit etwa walnussgroßen Löchern), Steinaufbauten oder etwas stärkere Bambusrohre.

Eine Torffilterung ist zu empfehlen, ebenso ein 14-tägiger Teilwasserwechsel (mind. 30%). Alle Zwergbuntbarsche sind anfällig gegen Medikamente oder erhöhte Nitrit- und Nitratwerte im Wasser. Das Wasser sollte außerdem sauerstoffreich sein.

Da Zwergbuntbarsche recht scheu sind, empfehlen wir die Vergesellschaftung mit friedlichen Salmlern oder kleinen Fischen, die die gleichen Ansprüche an das Becken haben.


Systematik

Da die Gattung Apistogramma ständig an Arten zunimmt, hat man mittlerweile damit begonnen, ähnliche Arten zu Gruppen zusammenzufassen. Nachfolgend eine Liste aller bis jetzt (April 2020) beschriebenen Arten der Gattung Apistogramma inkl. der Artengruppen:

  • Apistogramma
    • Apistogramma acrensis
    • Apistogramma aguarico
    • Apistogramma alacrina
    • Schwarzkinn-Zwergbuntbarsch (Apistogramma allpahuayo)
    • Apistogramma angayuara
    • Apistogramma arua
    • Maulbrüter-Zwergbuntbarsch (Apistogramma barlowi)
    • Borellis Zwergbuntbarsch (Apistogramma borellii)
    • Apistogramma brevis
    • Apistogramma caudomaculata
    • Apistogramma cinilabra
    • Apistogramma diplotaenia
    • Apistogramma eleutheria
    • Erdbeer-Zwergbuntbarsch (Apistogramma eremnopyge)
    • Apistogramma erythrura
    • Apistogramma feconat
    • Apistogramma flabellicauda
    • Apistogramma flavipedunculata
    • Apistogramma helkeri
    • Apistogramma huascar
    • Apistogramma inornata
    • Apistogramma intermedia
    • Apistogramma kullanderi
    • Apistogramma lineata
    • Apistogramma maciliensis
    • Apistogramma megaptera
    • Apistogramma megastoma
    • Schwanzstreifen-Zwergbuntbarsch (Apistogramma mendezi)
    • Apistogramma minima
    • Apistogramma nororientalis
    • Papagei-Zwergbuntbarsch (Apistogramma ortegai)
    • Apistogramma paulmuelleri
    • Apistogramma payaminonis
    • Apistogramma pedunculata
    • Apistogramma piaroa
    • Apistogramma playayacu
    • Apistogramma psammophila
    • Apistogramma rubrolineata
    • Apistogramma salpinction
    • Apistogramma similis
    • Apistogramma sororcula
    • Apistogramma staecki
    • Apistogramma tucurui
    • Apistogramma uaupesi
    • Apistogramma velifera
    • Apistogramma wapisana
    • Apistogramma wolli

    Agassizzii-Artengruppe
    (schlanker Körperbau, breites Lateralband, deutlich sichtbarer Lateralfleck, kurze, verkümmerte Querbänder)

    Cacatuoides-Artengruppe
    (relativ großes Maul, dicke bzw. fleischige Lippen, in der Rückenflosse sind die Flossenhäute verlängert, die Abdominalstreifen auf dem Unterkörper bilden ein gezacktes, wellenförmiges Muster. Während der Brutphase zeigt sich bei den Weibchen lediglich ein Lateralfleck, das Lateralband ist in dieser Zeit nicht sichtbar)

    Commbrae-Artengruppe
    (sehr großer, kastenförmiger Caudalfleck auf der Schwanzwurzel, welcher mit dem 7. Querband verbunden ist, Verbreitung hauptsächlich im südlichen Südamerika)

    Gibbiceps-Artengruppe
    (relativ schlanker Körperbau, das obere und untere Ende der Schwanzflosse ist verlängert, auf dem Unterkörper zeigen sich Abdominalstreifen)

    Macmasteri-Artengruppe
    (hochrückiger Körperbau, Männchen besitzen auf der Rückenflosse verlängerte Flossenhäute, Weibchen zeigen während der Brutpflege einen großen Pectoralfleck)

    Nijsseni-Artengruppe
    (hochrückiger Körperbau, 3 Infraorbitalporen, besonders ausgeprägter Sexualdimorphismus und -dichchromatismus)

    Pertensis-Artengruppe
    (sehr langgestrecktet Körperbau, ein deutlicher Lateralfleck, nur kurze, schlecht erkennbare Querbänder auf den Körperflanken, bei den Männchen verlängerte und zum Teil zusammengewachsene Membrane (Häute) der segelartigen Rückenflosse)

    • Apistogramma iniridae
    • Apistogramma meinkeni
    • Apistogramma pertensis
    • (außerdem weitere, noch unbeschriebene, Arten)

    Regani-Artengruppe
    (hochrückiger Körperbau, deutlich erkennbare Querbänder auf den Körperflanken, geringer Sexualdimorphismus (Geschlechter schwer zu unterscheiden, Verbreitung hauptsächlich im nördlichen Südamerika)

    Steindachneri-Artengruppe
    (sehr schmales Lateralband, großer Lateralfleck. Während der Brutpflege zeigen die Weibchen lediglich einen Lateralfleck und einen Caudalfleck auf der Schwanzwurzel)


    Sonstige Apistogramma-Arten

    Manche Arten nehmen Sonderstellungen ein und können nicht eindeutig einer Artengruppe zugeordnet werden. Dies betrifft auch den Borellis Zwergbuntbarsch (Apistogramma borellii): dieser besitzt eine recht hochrückige Körperform, bei den Männchen ragen die zusammengewachsenen Flossenhäute der Rückenflosse weit über die Hartstrahlen hinaus. Bei den Weibchen fehlen Großteils die schwarzen Zeichnungsmerkmale.

    Weitere, keiner Artengruppe zuordenbare Arten sind z.B. Apistogramma brevis, Apistogramma diplotaenia und Apistogramma staecki.


Taxonomisch noch nicht bearbeitete und beschriebene Arten (vorläufige Handelsbezeichnungen)

  • Apistogramma sp. "Araguaia"
  • Apistogramma sp. "Breitbinden"
  • Apistogramma sp. "Candeias"
  • Apistogramma sp. "D10"
  • Apistogramma sp. "Erdfresser"
  • Apistogramma sp. "Gelbwangen"
  • Apistogramma sp. "Juruá"
  • Apistogramma sp. "Putzer"
  • Apistogramma sp. "Staecki"
  • Apistogramma sp. "Wilhelmi"
  • Apistogramma sp. "Winkelfleck"
  • Apistogramma sp. "Xingú"
  • Apistogramma sp. "Xipamanu"

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