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Fischlexikon: die Gattung "Carcharhinus"
Systematik
(Grundhaie)
Carcharhinus
Carcharhinus ist mit 38 Arten die größte Gattung der Requiemhaie (Carcharhinidae).
Verbreitung, Lebensraum
Carcharhinus-Arten kommen im in allen Meeresgewässern der tropischen und gemäßigten Breiten vor. Man findet sie auch im Brackwasser (Flussmündungen) und im Süßwasser.
Manche Carcharhinus-Arten leben nur in eng begrenzten Küstengebieten wie z.B. Australische Schwarzspitzenhai (Carcharhinus tilstoni) an australischen Küsten oder der Karibische Riffhai (Carcharhinus perezi) in der Karibik. Von einigen Arten existieren zudem nur wenig Exemplare wie z.B. Pondicherryhai (Carcharhinus hemiodon).
Daneben gibt es noch eine Reihe weltweit verbreiteter Arten, die in fast allen Meeresgebieten mit Ausnahme der Polarmeere leben wie z.B. der Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus) und der Seidenhai (Carcharhinus falciformis).
Die meisten Carcharhinus-Arten leben in Küstennähe, in Riffgebieten und des Kontinentalschelfs. Sie dringen nicht weit in den Freiwasserbereich vor. Einige Arten dringen bis in die Buchten von Süßwasserflüssen vor, jedoch dringt nur der Bullenhai (Carcharhinus leucas) in große Flusssysteme Asiens oder Afrikas ein.
Im Mittelmeer sind 10 Carcharhinus-Arten mehr oder weniger regelmäßig anzutreffen. Einige dieser Arten dringen nur gelegentlich über die Straße von Gibraltar oder den Suezkanal in das Mittelmeer ein, andere Arten leben dort dauerhaft und gebären hier auch ihre Jungen.
Carcharhinus-Arten sind sind normalerweise sehr aktive Haiarten, die mit geringem bis mittlerem Tempo schwimmen. Sie sind tag- und nachtaktiv und halten sich, je nach Art, tagsüber hauptsächlich in der Nähe der Wasseroberfläche auf. Im Regelfall leben sie solitär, aber zur Jagd können sie sich auch in kleinen oder größeren Gruppen zusammenfinden.
Merkmale
Carcharhinus-Arten können zwischen einem und vier Meter lang werden und im Extremfall bis zu 600 kg schwer werden (siehe Bullenhai).
Diese Haie besitzen zwei Rückenflossen und eine Afterflosse, wobei die erste Rückenflosse größer ist als die zweite.
Die Rückenflossen sind in der Regel sichelförmig und aufrecht stehend, bei einigen Arten können sie mehr oder weniger stark abgerundet sein. Beim Bullenhai ist die erste Rückenflosse nahezu rechtwinklig.
Die Brustflossen sind groß und sichelförmig. Der Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus) bildet eine Ausnahme. Er hat sehr große, flügelartige und stark abgerundete Flossen.
Der Beginn der 1. Rückenflosse liegt bei den meisten Carcharhinus-Arten über den Brustflossen oder unmittelbar hinter dem Ende der freien Innenkante der Brustflossen.
Ein artspezifischer Interdorsalkamm kann vorhanden sein. Die Afterflosse ist meistens genauso so groß oder etwas größer als die zweite Rückenflosse. Die Schwanzflosse besitzt einen vergleichsweise kleinen unteren und einen sehr großen oberen Schwanzflossenlobus.
Die meisten Carcharhinus-Arten haben einen gräulichen bis grau-braunen Rücken, manchmal auch bronzefarben oder bläulich. Die Bauchseite kann die gleiche Farbe wie der Rücken haben. Sie kann aber auch deutlich heller oder sogar hellweiß sein. Viele Arten haben schwarze oder weiße Flossenspitzen und verschiedene Muster auf dem Körper.
Die Schnauze dieser Haie ist lang und breit abgeflacht oder zugespitzt. Carcharhinus-Arten besitzen fünf Kiemenspalten, die runden Augen sind mit Nickhäuten versehen. Die Zähne sind klingenartig und einspitzig.
Carcharhinus-Arten besitzen teilweise eine enorme Beißkraft: so kann z.B. der Bullenhai mit einer Kraft von bis zu 5.914 Newton zubeißen. Damit hat er die stärkste Beißkraft aller Knorpelfische.
Von den anderen Gattungen der Requiemhaie (Carcharhinidae) unterscheiden sich Carcharhinus-Arten dadurch, dass sie kein Spritzloch besitzen und bei ihnen die Schneiden der Oberkieferzähne und (mit wenigen Ausnahmen) die des Unterkiefers stets gezähnt sind.
Fortpflanzung
Carcharhinus-Arten sind lebendgebärend und bilden eine Dottersack-Plazenta aus (plazental vivipar).
Je nach Art und Größe des Muttertieres bringen die Weibchen zwischen einem und etwa 15 Jungtiere zur Welt.
Je nach Art, Region und Population beträgt die Tragzeiten zwischen 9 und 24 Monaten.
Die sehr langsam wachsendem Tiere erreichen je nach Art bei einer Länge von etwa einem bis zwei Metern die Geschlechtsreife.
Dabei sind geschlechtsreifen Weibchen meist etwas länger und älter als die Männchen sind.
Ernährung
Carcharhinus-Arten sind wie alle Requiemhaie (Carcharhinidae) starke Schwimmer und ernähren sich räuberisch von verschiedenen Fischen (auch anderen Haien), Tintenfischen, Krebstieren, Schildkröten und Meeressäugern wie Robben. Gelegentlich fressen sie auch Seevögel.
Besonders große Arten wie der Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus), der Blauhai (Carcharhinus glaucus) und der Seidenhai (Carcharhinus falciformis) sind bei der Auswahl der Beutetiere nicht wählerisch und attackieren als opportunistische Räuber auf der Jagd alle Beutetiere, die sie überwätigen können.
Dadurch kommen diese Arten mit fast jedem marinen Habitat zurecht. Dadurch können sie jedoch auch für Schwimmer und Taucher potentiell gefährlich werden, da auch diese als Beute betrachtet werden.
Krankheiten
häufige Krankheiten bei Haien:
- Bakterielle Erkrankungen
Haie können sich mit Bakterien und Viren infizieren, die zu verschiedenen Krankheiten führen können [weiterlesen...] - Parasitäre Erkrankungen
Haie können sowohl von äußeren als auch von inneren Parasiten (z.B. Bandwürmer) befallen werden.
[weiterlesen...] - Krebs
Haie können auch an Krebs erkranken, aber das ist seltener als bei anderen Tieren. - Hirnerkrankungen
Meningoenzephalitis, eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, wurde als Todesursache bei Haien festgestellt.
Die Forschung zu Krankheiten bei Haien ist noch nicht endgültig abgeschlossen. Es existieren wahrscheinlich noch weitere Krankheiten, die jedoch noch nicht endgültig erforscht wurden.
Systematik
Die ehemals als eigene Gattung geführten Nachthaie (ehemals Gattung Hypoprion) werden mittlerweile dieser Gattung zugeordnet. Die Gattung Carcharhinus enthält derzeit folgende 38 Arten (Stand: 07/2025):
- Schwarznasenhai (Carcharhinus acronotus)
- Silberspitzenhai (Carcharhinus albimarginatus)
- Großnasenhai (Carcharhinus altimus)
- Graziler Hai (Carcharhinus amblyrhynchoides)
- Grauer Riffhai (Carcharhinus amblyrhynchos)
- Schweinsaugenhai oder Javahai (Carcharhinus amboinensis)
- Borneohai (Carcharhinus borneensis)
- Bronzehai (Carcharhinus brachyurus)
- Großer Schwarzspitzenhai (Carcharhinus brevipinna)
- Nervöser Hai (Carcharhinus cautus)
- Pazifischer Zwerghai (Carcharhinus cerdale)
- Carcharhinus coatesi
- Weißwangenhai (Carcharhinus dussumieri)
- Seidenhai (Carcharhinus falciformis)
- Walbuchthai (Carcharhinus fitzroyensis)
- Galapagoshai (Carcharhinus galapagensis)
- Blauhai (Carcharhinus glaucus)
- Pondicherryhai (Carcharhinus hemiodon)
- Carcharhinus humani
- Feinzahnhai (Carcharhinus isodon)
- Glattzahn-Schwarzspitzenhai (Carcharhinus leiodon)
- Bullenhai oder Stierhai (Carcharhinus leucas)
- Kleiner Schwarzspitzenhai (Carcharhinus limbatus)
- Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus)
- Hartnasenhai (Carcharhinus macloti)
- Carcharhinus macrops
- Schwarzspitzen-Riffhai (Carcharhinus melanopterus)
- Schwarzhai oder Düsterer Hai (Carcharhinus obscurus)
- Carcharhinus obsoletus
- Dolchnasenhai (Carcharhinus oxyrhynchus)
- Karibischer Riffhai (Carcharhinus perezii)
- Sandbankhai (Carcharhinus plumbeus)
- Atlantischer Zwerghai (Carcharhinus porosus)
- Schwarzfleckhai (Carcharhinus sealei)
- Atlantischer Nachthai (Carcharhinus signatus)
- Fleckzahnhai oder Sorrahhai (Carcharhinus sorrah)
- Australischer Schwarzspitzenhai (Carcharhinus tilstoni)
- Carcharhinus tjutjot
Die Gattung Carcharhinus ist möglicherweise paraphyletisch in Bezug auf den Weißspitzen-Riffhai (T. obesus), sie müsste diesen eigentlich einschließen.
Literaturhinweise:
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